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besonders auszeichnete, war schon im Frühjahr 1522 zum Prediger an
der St. Lorenzkirche berufen worden. An die Sebalderkirche kam der
gleichfalls ganz lutherisch gesinnte Dominikus Schleupner (oder Sleupner),
ein Schlesier, als Prediger. Er war mit Johann Heß, einem geborenen
Nürnberger, für die Besetzung der Stelle in Frage gekommen, da aber gerade
damals auch in Breslau eine Stelle frei wurde, hatte Luther den beiden
Städten geraten, sie sollten, da ein Prophet nirgends weniger gelte,
als in seinem Vaterlande, miteinander tauschen und nicht den Lands—
mann, sondern den Fremden wählen. Luthers Rat wurde befolgt,
Johannes Heß, der Nürnberger, kam nach Breslau und wurde der
Reformator dieser Stadt, der Schlesier war in Nürnberg für die Ver—
breitung der neuen Lehre thätig. Ein geborner Nürnberger dagegen
war der 1523 an das Neue Spital als Prediger berufene Thomas
Venatorius (deutsch Gechauf oder Jäger?), ein humanistisch gebildeter
Mann und Freund Pirkheimers.
Einen argen Zwiespalt brachte das Eindringen der neuen Lehre
in die Klöster. Denn obgleich hier (namentlich in den Nonnenklöstern)
mmer noch Novizen angenommen wurden, wie in alter Zeit, wurde
das Entweichen von Mönchen immer häufiger. Besonders machte die
Angelegenheit des Dominikanerpredigers Gallus Korn viel böses Blut,
der, weil er auf der Kanzel in Luthers Sinne für die Aufhebung der
Mönchsorden gepredigt hatte, von dem Prior und seinen Ordensbrüdern
mißhandelt und mit Kerkerstrafe bedroht wurde, der er sich jedoch durch
die Flucht zu entziehen wußte. Das Begehren des Dominikanerpriors,
ihn durch Stadtknechte wieder in das Kloster zurückschleppen zu lassen,
wurde vom Rat abschlägig beschieden. Während sich manche der
Klosterzucht entlaufenen Mönche einem unsittlichen Lebenswandel er—
gaben, wurde der Unwille des Volks gegen die Zurückbleibenden, die
dem Papsttum treu blieben, immer stärker. Den Klöstern, namentlich
den Nonnenklöstern, wurden Katzenmusiken gebracht und die Fenster
eingeworfen. Die Mönche, die zu Gunsten des Papsttums zu predigen
wagten, wurden ärgerlich beschimpft, sodaß der Rat dem Prior des
Barfüßerklosters den guten Rat gab, seinen Prediger Dr. Winkler,
einen der enragiertesten Gegner Luthers, aus der Stadt fortzuschicken.
Durch Druckschriften, von denen namentlich die von Luther selbst den
reißendsten Absatz fanden und daher in unverschämtester Weise in
Nürnberg nachgedruckt wurden, „gemalte“ und „gedruckte“ Bildnisse
Luthers, Satiren und Pasquille, Schmachbilder gegen den Papst
und die römische Klerisei verbreitete sich der Einfluß der neuen Lehre
immer weiter. (Forts. folgt.)