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Fronwage sehen wir noch heute auf dem berühmten Relief von Adam
Kraft einen städtischen Wagmeister ein Collo abwägen, während ein
Knecht ihm hilft und der Kaufmann übel gelaunt in seinen Geldbeutel
langt, die Gebühren zu entrichten. Die Hauptwage in dem Gebäude
war eine Brückenwage, auf der bereits im Jahre 1484 ein Fuder Heu
mitsamt dem Wagen gewogen werden konnte. Doch wurde die „Heu—
wage“ in neuer Konstruktion erst 1489 ausgeführt. Der damals ge⸗
faßte Ratsbeschluß, daß alles zum Markte gebrachte Heu nach dem
Gewicht verkauft werden sollte, wurde 1491 wieder dahin abgeändert,
daß es dem Käufer freistehen sollte, ob er das Heu oder Grummet
„nach den Augen“ oder „nach dem Gewicht“ kaufen wollte. Auf sein
Verlangen aber war der Verkäufer verbunden, sein Heu auf die Wage
zu bringen. Neben dieser alten Wage auf der Sebalder Seite wurde
auch auf der Lorenzer Seite, aber erst 1572 eine Wage eingerichtet,
die neue (große oder obere) Wage und zwar zugleich mit einem Zoll—
amt in dem ursprünglich als Korn- und Salzhaus gleichfalls von
Behaim erbauten jetzt sog. Mautgebäude.
Die Stadt unterhielt bereits im 15. Jahrhundert, doch gewiß
auch schon früher einen eigenen Marstall. Dieser war in dem auf dem
alten Stadtgraben dicht beim Katharinenkloster erbauten weitläufigen
Gebäudekomplex untergebracht. Daß die Stadt auf gute Reitpferde
Gewicht legte, geht, wenn es nicht schon von selbst zu vermuten wäre, u. a.
daraus hervor, daß Markgraf Friedrich 1481 an die Stadt das An—
suchen stellte, ihm zwei Stech-(Turnier-) Pferde zu leihen. Graf Kraft
von Hohenlohe erbat sich zu einem Kriegszug gegen die Türken ein
zugerittenes Pferd aus dem nürnbergischen Marstall, und Markgraf
Christian ersuchte den Rat, ihm zu einer Reise ein Pferd zukommen
zu lassen, welches ihm dann durch einen städtischen Stallmeister als
Geschenk überbracht wurde. Im Jahre 1695 wurde der Marstall neu
gebaut und ein Reithaus oder eine Reitbahn eingerichtet. Die darüber
liegenden Räume wurden auch als Tanz⸗ und Fechtsaal benützt.
Großartig und staunenerregend und die meisten deutschen Städte
wenigstens im Verhältnis weit hinter sich lassend ist das, was heut—
zutage in unserer Stadt für die Armenpflege gethan wird. Dies reicht
aber mit seinen Wurzeln bis weit in das Mittelalter zurück. Der
Gründung des Neuen Spitals durch Konrad Groß in den dreißiger
Jahren des 14. Jahrhunderts haben wir seinerzeit Erwähnung gethan.
Es konnte nicht fehlen, daß der fromme Sinn vieler Nürnberger Bürger
und Bürgerinnen dem Beispiele des Stifters nachfolgte und daß Geld
und Güter, selbst ausgedehnte Liegenschaften (namentlich Herdegen,
Valzner (4 1426] that sich darin hervor) für die armen Siechen