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Welche Zugeständnisse die Vereinsleitung noch am Ende des
Jahres 1864 der damals herrschenden Geschmacksrichtung machen
mußte, mag aus dem einzigen Beispiel zu erkennen sein, daß am
21. November dieses Jahres neben dem damals berühmten Violin—
virtuosen Nosseck auch der Komiker Siebert auftrat, um mit der
„Konzertprobe von Genée“ die Zuhörer zu ergötzen.
Diese erste Entwicklungs-Periode unseres Vereins, wie sie
eingangs näher gekennzeichnet ist, und in welcher derselbe sozusagen
noch in den Kinderschuhen steckte, dauerte jedoch nicht lange. Und
wenn auch ausgesprochen werden muß, daß sich die Fortschritte,
die sowohl in Hinsicht auf die Organisation, wie auf die musikali—
schen Leistungen gemacht wurden, an andere Namen knüpfen, als
an diejenigen, deren Trägern in den ersten Jahren die Leitung
nach diesen beiden Richtungen anvertraut war, so sollen damit in
keiner Weise die Verdienste der letzteren geschmälert werden. Es
lag in den bei der Stiftung des Vereins geschaffenen Verhältnissen
begründet, daß zuerst eine Entwicklungsstufe, wie die oben geschil—
derte, überwunden werden mußte, und es gilt gewiß auch von den—
jenigen, welche später die Vereinsleitung in Händen hatten, daß
auch sie mit den höheren Zwecken des Vereins gewachsen sind.
Als im Frühjahr 1864 Herr Konzertmeister Erdmanns—
dörfer wegen seiner sonstigen angestrengten Thätigkeit das Amt
eines Dirigenten des Privat-Musikvereins niederlegte, gelang es,
den ersten Kapellmeister des hiesigen Stadttheaters Herrn J. F.
Dupont, einen sowohl als Dirigenten, wie als Komponisten in
den weitesten Kreisen hochgeschätzten Fachmann, für diesen Posten zu
gewinnen. Mit jugendlichem Eifer ergriff er seine Aufgabe, wußte
dem aktiven Körper Begeisterung für eine höhere Auffassung seiner
Ziele einzuflößen und arbeitete bis zu seinem zu früh erfolgten Tode
(1875) im engen Bund mit der Vereinsleitung unermüdlich an der
Hebung des Vereins. Noch bis Mai 1867 unterstützte ihn dabei
als Vorstand der damalige k. Oberpostamts-Offizial (jetzt Post—
Spezialkassier in Neustadt a. H.) Herr Fr. Schneider. 'Von
dieser Zeit an wurde dieses Ehrenamt Herrn Rechtskonzipienten,
jetzt Rechtsrat Ferd. Jäger übertragen, der es bis Herbst 1886
inne hatte. Er hat das große Verdienst, den Verein zu dem ge—
macht zu haben, was er heute ist. Gestützt auf vortreffliche tech—