Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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Das Kostnitzer Konzil (1414 -1418) sollte die Einheit der Kirche 
wiederherstellen. Zu diesem Zweck forderte es auch den böhmischen Ma— 
gister Johannes Huß, den man ketzerischer Irrlehren beschuldigte, vor 
seinen Richterstuhl. Mit einem kaiserlichen Geleitsbriefe versehen, 
begab sich Huß im Jahre 1414 von Prag nach Konstanz. Auf 
seiner Reise traf er am 19. Oktober in Nürnberg ein und schlug da— 
selbst, wie er dies an allen Orten gethan, durch die ihn sein Weg 
führte, eine Erklärung in deutscher und lateinischer Sprache an den 
Kirchenthüren an, die den Zweck seiner Reise, Rechenschaft über seine 
Lehre vor dem Concil zu geben, auseinandersetzte. Seine Ankunft er— 
regte in Nürnberg großes Aufsehen; das Volk sympathisierte mit seinen 
religiösen Ansichten, was von einigen Geistlichen nicht besonders wohl— 
gefällig aufgenommen wurde. Nachdem er aber im Beisein des Rates 
mit der versammelten Geistlichkeit insbesondere mit dem Pfarrherrn 
von St. Sebald, Magister Albertus, sehr eingehend disputiert — die 
Nürnberger Geistlichkeit suchte anfangs die Disputation im geheimen 
abzuhalten, Huß aber bestand darauf, daß sie für jedermann öffentlich 
sein sollte — und die Verteidigung seiner Glaubenssätze siegreich durch— 
geführt hatte, nahm man mit den Worten von ihm Abschied: „Alles, was 
wir, Herr Magister, von Euch jetzt gehört haben, ist fürwahr gut katholisch, 
und eben das haben wir unsers Orts auch von vielen Jahren her gelehret 
und beibehalten, behalten und glauben es auch noch. Und wenn man 
sonst nichts wider Euch hat, so werdet Ihr mit allen Ehren von dem 
Concilio heim und wieder zu uns kommen.“s) Huß aber kehrte nicht 
wieder. Denn trotz des freien Geleites, das König Sigmund ihm gegeben, 
trotz der urkundlichen Erklärung, daß er „den ehrwürdigen Magister 
Johannes Huß in seinen und des heil. Reiches Schirm und Schutz genommen 
habe“, wurde er, in Befolgung des Grundsatzes, daß man Ketzern keine 
Treue schuldig sei, der geistlichen Gerichtsbarkeit überliefert, um so am 
6. Juli 1415 zu Costnitz den Märtyrertod auf dem Scheiterhaufen zu 
erleiden, den der Haß der Clerisei und der Fanatismus der urteilslosen 
Menge angezündet hatte. 
Die nürnbergische Gesandtschaft zum Concil in Costnitz bestand 
nach Müllner aus dem Ratsmitgliede Peter Volkamer, dem Pfarrer 
Johann Holfeld bei St. Lorenzen und dem Schaffer M. Ulrich Deichsler. 
Mit einer besonderen Aufgabe wurde dann noch Sebald Pfinzing be⸗ 
traut, den der Rat gleichfalls nach Konstanz schickte, um den König 
zu bewegen, daß er auf die Reichshilfe Nürnbergs gegen den Herzog 
Friedrich IV. von sterreich, der damals in des Reiches Acht gethan 
*) Quelle dafür sind die eigenhändigen Briefe Hussens.
	        
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