Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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Um jene Zeit schickte sich König Karl zu einer Romfahrt an, die 
Kaiserkrone daselbst zu erlangen. Noch bevor er seinen Zug antrat, 
erteilte er durch Urkunde vom 27. September 1854 der Stadt die 
Befugniß, um den Frieden zu erhalten, sich wie andere seine und des 
Reichs Städte mit Fürsten, Grafen, Herren und anderen Städten zu 
verbinden, eine für Nürnberg höchst wichtige Bestimmung, die noch mehr 
Wert gehabt hätte, wenn sie nicht durch spätere Erlasse desselben Kaisers 
zwar nicht ausdrücklich, aber doch im allgemeinen wieder widerrufen 
worden wäre. Dennoch bedeutete die genannte Urkunde einen Schritt 
weiter auf dem Wege unserer Stadt, die politische Gleichberechtigung 
mit den fürstlichen und übrigen Ständen zu erringen. 
Von Rom aus erteilte Karl am Tage seiner Kaiserkrönung, die 
am ersten Ostertage (5. April 1855) in St. Peter erfolgte, und der 
gewiß auch eine nürnbergische Gesandtschaft beiwohnte, der Stadt 
Nürnberg nicht weniger als 15 Urkunden (nach Lochners Aufzählung), 
von denen indeß mehrere wörtlich übereinstimmten und alle nur die 
schon früher von Karl oder seinen Vorgängern den Nürnbergern ver⸗ 
liehenen Rechte und Freiheiten bestätigten. Wir brauchen sie daher hier 
nicht einzeln aufzuzählen. Acht davon waren unter goldener Bulle 
ausgestellt, d. h. mit einem vergoldeten Siegel versehen, die anderen 
trugen nur ein Wachssiegel an einer Schnur von schwarzer und gelber 
Seide. Man sieht, welch ungeheuren Wert jene Zeit auf ein solches 
Stück Pergament legte, daß man sich nicht nur alle von Karl als 
römischem Könige gegebenen Urkunden von dem römischen Kaiser 
wiederholen, sondern daß man sie sogar doppelt, unter goldener Bulle 
(was natürlich mehr Spesen für die kaiserliche Kanzlei erforderte) und 
dann noch einmal unter einem einfachen Wachssiegel ausfertigen ließ. 
Das Original mit der goldenen Bulle sollte geschützt werden, ja um ja 
nicht eines dieser unschätzbaren kaiserlichen Originale vor Gericht oder 
wo es ein Rechtshandel erforderte, vorzeigen zu müssen und sich 
dadurch der Gefahr ihres Verlustes auszusetzen, ließ sich der Nürnberger 
Rat noch mehrfache Vidimus (Bestätigungsbriefe) derselben von kaiser— 
lichen Hofrichtern, dem Abt zu St. Egidien u. a. ausstellen, die alle 
aufs sorgsamste im städtischen Archiv aufbewahrt wurden. 
Am Ende des Jahres 1855 und im Anfang von 183856 war Karl 
wieder in Nürnberg, um hier einen Reichstag abzuhalten. Dieser 
Reichstag ist durch ein für das ganze Reich besonders wichtiges Ereignis 
bezeichnet, da der Kaiser auf ihm das unter dem Namen „die goldene 
Bulle“ bekannte berühmte Reichsgrundgesetz verfassen ließ. Als 
der Ort, wo die ersten 28 Kapitel dieses wichtigen Gesetzes bekannt 
gemacht wurden, wird noch heute das unter dem Namen „zum goldenen
	        
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