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tiefe Wurzeln geschlagen und mit dem wachsenden Wohlstand, den sich
die Bürgerschaft mehr und mehr durch ihren Fleiß errang, machte sich
auch der Stolz und das Vertrauen auf ihre darin begründete Macht
und Selbständigkeit geltend. Für die Ritter, im Kampfe mit denen sie
nur zu oft ihre Wehrkraft zu erproben hatten, konnten die Städte
keine Sympathieen haben.
Zunächst war es die Stadt Frankfurt, die Ludwig dem Bayern
ihre Thore öffnete, ehe er noch zu Aachen gekrönt worden war. In
Rürnberg zog er das erstemal 1315 ein, von Rat und Bürgerschaft
freudig empfangen. Im folgenden Jahre (1316) unterstützte ihn die
Stadt in einem Kriegszug gegen Kraft von Hohenlohe, der mit seinen
Nachbarn, vornehmlich dem Bischof von Eichstätt und den Grafen von
ttingen in einem von seinem Schwager übernommenen unablässigen
Zank und Streit über Erbschaftsangelegenheiten lag. Von seinen
festen Plätzen und Burgen, namentlich von dem eine starke Tagereise
von Nürnberg entfernten Herrieden aus, einem Städtchen, das um
eine Benediktinerabtei entstanden und von einer festen Burg überragt
war, machte er gleich einem echten Landfriedensstörer Handel und
Wandel in ganz Franken und auch den der Nürnberger unsicher. Da
bei der 1314 erfolgten Doppelwahl eines römischen Königs Eichstätt
zu Ludwig hielt, schloß sich der Hohenlohe an dessen Gegner Friedrich
bon Habsburg an, von dem er auch durch mehrere Urkunden die ge⸗
wünschte Bestätigung seiner Rechtsansprüche erhielt.
Er ließ es auch an Thätigkeit nicht fehlen, wenigstens wird be⸗
richtet, daß als Ludwig auf seinem Wege nach München die Besitzungen
Krafts von Hohenlohe berührte, dieser ihm bei einem nächtlichen Über—
fall seine Herberge in Brand steckte und ihn bei einem Haar gefangen
genommen, wenn nicht gar getötet hätte. Diesen Versuch zu strafen,
entichloß sich der König, durch die Klagen der Umwohnenden, vor—
nehmlich auch der Stadt Nürnberg, noch mehr dazu bewogen, im
März 1316 zu einem Feldzug gegen den Friedensstörer. Von Nürn⸗
berg aus wurde der König hauptsächlich durch Belagerungsgeschütz,
Ballisten, deren die Stadt gegen 50 besessen haben soll, und außerdem
durch eine rüstige Mannschaft, die unter dem Befehl irgend eines
Patriziers gestanden haben mag, unterstützt. Der Feldzug, von dem
wir im einzelnen nichts erfahren, war von kurzer Dauer. Ludwig
wandte sich zuerst gegen Herrieden, das bei den überlegenen Streit—
kräften der Belagerer schon nach wenigen Tagen erstürmt werden
konnte. Bald waren auch die anderen Burgen des Hohenlohe, Wahr⸗
berg und Schillingsfürst, bezwungen. Kraft selbst flüchtete sich in
unzugängliche und unbekanute Orte. Damit war der Feldzug beendiat.