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auf Nordgauischem Boden gegründet, aus ihm gewiß die größte Anzahl
seiner Bewohner gezogen hat, mußte naturgemäß auch von diesen
Eigentümlichkeiten der Nordgauischen Mundart ein gut Teil in seinen
Dialekt aufnehmen. Neben dem bayerischen hat aber jedenfalls das
fränkische Element, das durch Karl den Großen und seine Nachfolger,
besonders durch die salischen Kaiser in diese Gegenden kam, bedeutenden
Anteil an ihrer Besiedelung gehabt. Ein älterer Nürnbergischer Ge—
schichtsforscher (Lochner) behauptet, daß von allen nach Nürnberg ein—
wandernden Fremden die Franken sich den Nürnberger Dialekt am
leichtesten anzueignen verstehen. Und wenn auch in einer Zeit, als
die alte Reichsstadt sich ihrer Freiheit und Selbständigkeit aufs
zußerste zu wehren hatte, ihre Bürger den Ruhm für sich in Anspruch
nahmen, mit ihren Umwohnern, die zumeist auch ihre Feinde waren,
nicht einmal in stammverwandten Beziehungen zu stehen, so ist doch
Nürnberg stets zu Franken gerechnet worden und gilt auch heute noch
als die bedeutendste fränkische Stadt. Außerdem aber darf nicht außer
Acht gelassen werden, daß bei der Bevölkerung des in Rede stehenden
Gebiets und somit auch der Stadt neben dem deutschen noch ein
anderes Element mitgespielt hat, nämlich das slavische. Es ist eine
allgemein angenommene Ansicht, daß in der Gegend südlich des Mains
an der Rednitz entlang, sowie im Gebiet ihrer Nebenflüsse um die
Wende des ersten Jahrtausends nach Christi, mehr noch in den letzten
Jahrhunderten vorher ziemlich unvermischt Slaven gesessen haben, die
sich erst nach und nach mit den deutschen Einwanderern zu einem Volke
verbanden. Wir wissen, daß in den Zeiten der Völkerwanderung, als
die deutschen Stämme ihre früheren Wohnsitze, die sie jenseits der Elbe
bis weit über die Oder und Weichsel hinaus besaßen, verlassen hatten,
Slaven oder wie sie von den Deutschen genannt wurden, Wenden in
die leergewordenen Sitze einrückten. Die Elbe aber bot ihrem Vor—
dringen keine Grenze. Sie überschritten sie und auch die thüringische
Saale, danach auch den Thüringer- und Frankenwald und breiteten
sich, noch weit im Westen dieser Gebirge, den Main entlang bis in
die Gegend von Würzburg, aber auch im Süden an der Rednitz und
ihren Nebenflüssen aus. Als Zeuge dessen gelten nicht nur maunche
Gebräuche und Namen“*), der slavische Gesichtstypus, den einige
Forscher noch hier und da wahrzunehmen vermeinen, sondern wir haben
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») Man erinnere sich der aus dem slavischen versuchten Ableitung des Wortes
Nürnberg. So soll auch Mögeldorf mit einer in slavischen Gegenden häufig vor—
kommenden Wurzel, wie sie in Mügeln in Sachsen, in Möchling bei Kärnten, im
Müggelsee bei Berlin erhalten ist, zusammenhängen. Der Name Gritz bei Nürnberg
soll dentisch sein mit slav. grié gleich Hügel, Buck in Schmausenbuck und Kohlbuck
mit slav. bocka gleich Buchenwald u. dgl. an.