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gebuͤhrt der so oft vergeblich erstrebte, so selten
wirklich verdiente Lorbeer. Dieses kindliche Ge—
muͤt trug Catharina von Greiffenberg in sich, als
sie dem unabweisbaren, aber allzubald sich er—
schoͤpfenden Drange folgte, ihre Sonette nieder—
zuschreiben. Als koͤstlicher Edelstein schimmert
es uns entgegen im neunten Sonett, welches zur
Einfuͤhrung geeignet wie kein zweites, ganz mit—
geteilt zu werden wohl verdient.
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„Was fang ich an? Was untersteh' ich mich,
Das hoͤchste Werk auf Erden zu verrichten?
Mein schlechtes Lob wird ihn vielmehr vernichten.
Er ist und bleibt der Hoͤchst geehrt fuͤr sich.
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Fahr fort, mein' ßand, preis Gott auch inniglich,
Befleiße dich, sen Wunder-Lob zu dichten!
Du wirst dadurch zu mehrerm ihn verpflichten,
Daß er mit Freud' auch wunderseeligt dich.
Laß Lob, Buhm, Preis zu wett den Engeln klingen
Mit Lust: ist 's schon so heilig lieblich nicht,
Und nicht so hoch, noch mit solch hellem Licht:
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Gott weiß doch wohl, daß sich nicht gleich
schwingen
Die kleine Schwalb dem Adler: ihm beliebt,
Was treu gemeint. ob es schon schlecht veruͤbt“
kann
Genau so hat mehr als hundert Jahre spaͤter
Herder gedichtet: „Wer bin ich, Gott? was, Zerr,
bin ich? Der 's wagt, dir zu singen!“ Immer
Uhde-Bernays: Greiffenberg. 4