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ausgesendete Mannschaft kam zu spät. Von den beiden anderen Nürn—
bergischen Haufen richtete der dritte in der Gegend von Wendelstein nichts
rechtes aus, der vierte aber, bei dem die Seeknechte waren, eroberte und
plünderte den Markt Lauterhofen und einige pfälzische Dörfer. Auch gelang
es ihm, das Schloß Hainburg (oder Heimburg) ohne Schwertstreich in seine
Gewalt zu bekommen, das indeß, weil man es nach einiger Zeit wieder
verlassen mußte, ausgebrannt und erst später von neuem aufgebaut wurde.
Mittlerweile hatte sich der Nürnberger Rat doch zu einem ernst—
lichen Versuche auf die Stadt Neumarkt entschlossen. König Maximilian
redete ihm in einem eigenen Schreiben zu, wie er erfahren habe, wollte
die Stadt gern wieder zum Reich kommen, sie solle auch Reichsstadt
werden, aber doch Nürnberg zugethan sein. Am 12. Juli rückte denn
auch das gesamte Nürnbergische Kriegsvolk gegen Neumarkt aus, vor
dem es am Samstag (13. Juli) noch vor Tags anlangte. Man hatte
hier, wie auch sonst gewöhnlich in der heißen Jahreszeit die Nacht zum
Marschieren gewählt. Die Nürnberger zählten 3100 Mann zu Fuß unter
bier Fähnlein und 250 Reisige unter dem Schultheißen Grafen Schlick
und Delphin von Haugwitz. Hauptleute von des Rats wegen waren
Endres Tucher, Leonhard Grundherr und Jakob Muffel. Von schwerem
Geschütz führten sie als Hauptstücke die Sebaldin mit, die eine Stein⸗
kugel von 263 Pfund Schwere schoß, dazu die Eule, den Falken und
die Fischerin, die alle drei schon vor Altdorf mit gewesen waren. Da
die in Neumarkt nichts von einer friedlichen Uebergabe wissen wollten,
so mußte man zu einer Belagerung schreiten. Aber gleich im Anfang
machte man den Fehler, daß man einige feste Gebäude, die dicht vor
den Thoren der Stadt gelegen waren, nicht rechtzeitig besetzte, so daß
die Belagerten Zeit hatten, sie niederzubrennen. Und dann war die
Nürnbergische Mannschaft auch zu schwach, die Stadt von allen Seiten
einzuschließen, sie mußte sich darauf beschränken, zwischen dem Dorfe
Pöllingen (in Nordwesten der Stadt) und der St. Anna Kapelle in
einem Thal ein Lager zu beziehen und sich mit einer Wagenburg zu
verschanzen. Es war das wieder ein Fehler. Denn wenn es auch
unrätlich war, sich zu teilen, eine ordentliche gutbesetzte Verschanzung
vor dem Deininger Thore im Südosten der Stadt, durch das die
Belagerten hauptsächlich den Verkehr nach außenhin unterhielten, hätte man
unbedingt anlegen müssen. Da man dies unterließ, konnten den Neu⸗
märktern verschiedene Male beträchtliche Verstärkungen zugeführt werden.
Unter anderm langte am 16. Juli der Vitzthum von Amberg selbst,
Ludwig von Eyb, mit 800 Pferden in der Stadt an. Die Besatzung,
die von vornherein nicht schwach war und namentlich keinen Mangel
an Geschütz hatte, wurde schließlich so kühn daß sie sogar einen Aus⸗