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dessen Lob aller Herzen voll waren und der, nachdem
das Zwischenspiel beendigt, mit seiner männlich vollen
und umfangreichen Stimme also fortfuhr:
Schützend, die ihr treu ergeben,
Leben einzig ihr in süßer Frohne,
Stützend nicht auf Hoffnung sich zum Lohne.
Ohne andres Erden-Streben,
Spendet Kronen sie den Treuen,
Freuen will sie sich in ihrem Glücke,
Wendet ab von ihnen alle Tücke,
Tücke muß die Minne scheuen!
Nimmer, nimmer Glanz und Schimmer,
Minne nur der Minne wegen,
Hegen sollst Du treue Sinne. —
Schlimmer noch als böse Tücke,
Störend jedem süßen Glücke
Ist ein ungetreues Streben;
Denn es lachet nur den Treuen,
Die sich still der Minne freuen,
Nicht des Lebens Qualen scheuen,
Stets der Minne schönstes Leben.
Der Jüngling schwieg und lauter Jubel erscholl
durch die Kirche. Nachdem die Merker laut den Ton
als kunstgemäß anerkannt, trat Herr Willibald Pirk—
heimer vor und setzte dem Sänger einen einfachen
Kranz auf und die Meistersänger begrüßten ihn mit
Handschlag und Kuß als Meister der holdseligen Kunst.
Von der Orgelempore wirbelten die Pauken und
schmetterten die Posaunen dem neuen Meister zum
Gruße. Die Menge drängte sich aus der Kirche, um
den Jüngling im Zuge nach dem Rathhause, wo die
Stadt, nach altem Herkommen, dem Meister zu Ehren
einen Schmaus hielt, noch einmal zu sehen. Als Gerla
vor die Kirchthüre trat, im Geleite der andern Meister