Volltext: error

57 
empfindbar gemacht. Sott lieben gehört mebr für unferen Seiftz 
das Sinnliche an uns nimmt, der Natur der Sache nach, we= 
niger Antheil daran. Solche Sefühle Fönnen demnach nicht 
immer für den Außeren Menfchen das YAuffallende haben, wie jene. 
So fagt & Johannes, daß den Bruder lieben, den man 
fiehet, etwas mehr die Menfchlichkeit Einnehmendes hat, als Sott 
lieben, den man nicht fiehet. Es wird auch nicht in der Bibel 
von uns gefordert, Soft zu lieben, wie man einen Freund, in 
dem Sefühl der Sinnlichkeit, liebt. Wenigftens möchte ich ein 
dergleichen Gefühl nicht zum Yrobirftein meiner Liebe gegen 
Sott erwählen. Nur Liebe von ganzem Herzen, von ganzer 
Seele, von ganzem Semüthe, ft unfre Pflicht. It Sott und 
Sefu8 mein Gedanken = Feft; macht die Liebe zu ihm das Sriebz 
werk zur ThätigFeit meiner Secelenfräfte aus, daß dem Verftand 
Seine Erkenntnig inniges Bedürfnißg und Seiftes -Wonne wird; 
daß der Wink: Gott befiehlt’8, den ganzen Willen lenktz Daß 
die Beforgnig, Seine Snade zu verfcherzen, unfere größte Furcht 
ifts daß die Erwartung, Seinen Beifall zu erhalten, uns jedes 
Sute durchzufeßen feurig freibtz daß die Hoffnung, einft bei 
Shm zu fein, unfers Lebens Balfam wird — ich fage: fteht es 
fo in uns, fo ift das gewiß Siebe, wie fie Gnade nur wirken 
Fan. Zu den Sraden der Liebe giebt unfer Herr felbft den 
ficherften Probirftein dar: Wer mich Liebet, der wird mein 
Wort hHakten. Ie mehr von dem Lepteren gefchieht, je mehr 
it an dem Erfteren wahr.“ 
Sn einem andern Briefe des feligen Esper an unfern 
Kießling wird dann auch zugleich noch, wie e$ aus dem 
Xnhalt fcheint, einer anderen Klage des Chriftenherzens begeg- 
net, welche freilich mit foldhen Aeußerungen, wie die oben ers 
wähnten des Altern Tagebuches (daß Sottes Lob, Sebet 
u. f. w. feine Höchfte Wonne fei), in geradem Widerfpruche ffes 
het; jener Klage, daß es fich beim Gebet gar nicht mehr Sott fo 
nahe wie fonft, und fich oft wie von ihm verlaffen fühle: einer 
Klage, welcher übrigens der laute Dank immer zur Seite gebt, 
der laute Dank für die Borforge im Seiftlichen wie im Leiblichen,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.