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dessen wird auch in den Schachten des städtischen Archives ein
eifrig fortgesetztes Schürfen noch manches Edelmetall zutage
fördern, zumal erst in den letzten Jahren, d. h. also lange nach
Lochners Tode (+ 1882), neue abbaufähige Lagerstätten aufgefunden
worden sind, — wenn ich, um im Bilde zu bleiben, die langen
Reihen von Folianten so bezeichnen darf, die unter den alten
Holzbänken des Rathauses neu entdeckt wurden und die
besprochenen Reihenwerke auf das willkommenste ergänzen. Von
Forschern, die es nach Lochner unternommen haben, speziell die
Archivalien des Stadtarchivs den Zwecken der Kunstgeschichte
dienstbar zu machen, mag hier insbesondere noch E. Wernicke
genannt sein, dessen Beitrag „Zur Nürnberger Künstlergeschichte“
in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürn-
berg, X. Heft (1893), S. 52 ff., auch in den Anmerkungen des vor-
liegenden Buches mehrfach angezogen werden mußte.
Daß außer den Archiven häufig auch die Bibliotheken und
so neben dem Nürnberger Stadtarchiv auch die Bestände der
städtischen Bibliothek für unsere Forschung manches wert-
volle Material bieten, braucht wohl kaum besonders hervorgehoben
zu werden. Ich denke dabei weniger an die zahlreichen Chronikhand-
schriften, die fast jede Nürnberger Bibliothek aufweist, als an
Memoirenbücher, Selbstbiographien, Reisebeschreibungen und
dergleichen mehr. Denn jene können vorderhand nur, soweit sie
den älteren Zeiten angehören und uns daher in den kritischen,
trefflich kommentierten Ausgaben der historischen Kommission,
einer wichtigen Quelle auch für die Kunstgeschichte, vorliegen,
als wirklich und in höherem Sinne brauchbare Dokumente der
Vorzeit gelten. Mögen auch einzelne der späteren Chroniken —
von den in der Stadtbibliothek aufbewahrten nenne ich hier vor
allem die neunbändige Starksche Chronik und die Originalnieder-
schrift von Johannes Müllners großem Annalenwerk — sich weit
über die große Masse der übrigen erheben und auch kunstge-
schichtlich manche wertvolle Nachricht enthalten, solange sie nicht
besser als bisher auf ihre Quellen und ihre Glaubwürdigkeit un-
tersucht worden sind. oder solange wir nicht klarere Einsicht in
die Entstehung und Qualität der Handschriften, d. h. darin, ob
wir es mit Originalaufzeichnungen oder lediglich mit vielleicht
verderbten Abschriften zu tun haben, besitzen, solange wird auch
die Benutzung von Chroniken des 16. und 17. Jahrhunderts