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„Mirra“ gar achtzehn Verse mehr, als der entsprechende Mg.
Abgesehen davon, dass sich Hans Sachs in den Sp. am Schlusse
nennt, was ein Mehr von 2 Versen bedingt, erkennt man
besonders bei der „Mirra“ den Grund der Verlängerung darin,
dass das Versgefüge des angewandten Meistertones am Schlusse
nicht mehr hinreichte den Stoff mit allen seinen Einzelheiten
aufzunehmen, im Sp., wo der Zwang der Form den Dichter nicht
mehr fesselte, holt er dann nach Belieben das Fehlende nach,
So ist im Sp. von der Mirra die ganze den Adonis betreffende
Stelle (14 v.) hinzugekommen, Die Geschichte von der Philo-
mela findet sich Ovid Met. 6, 424—676, die Gegenüberstellung
ainiger Beispiele zeigt auch hier die Benutzung Hyrtzweils
öhne Schwierigkeit:
Hyrtzweil bl. 10a: Mg. Anhang s. X:
Ein lustige fabel ausz Ovidio ... Ovidius schreibt wolgezieret,
[n Athen ist ein reicher und mech- vor jaren zu Athen regieret
tiger könig gesessen, Pandion ge- in kunig, der hies pandion.
aent, welcher ein überausz schöne ler het zwo dochter wolgeton,
;ochter gehept hat mit namen Progne gab er von kunckling stamen
Progne, die selbig hat ehr ver- ein man, hies thereus mit namen.
mählet Tereo dem künig ausz fuert sie in traciam sein reiche.
Thracien, (Keller-Goetze 2, 1922 ff.)
hierzu in anderm Zusammenhange Ovid Met 6, 424—34.
bl. 12b: Mg. Anhang s. XI:
die Philomela rüstet jr zu (wie sie Philomela thet haimlich eben
kundt) ein werckstul oder geweb, ein tuch von weisem zettel weben.
larein thet sie ein weissenn zettel, darein würckt sie ir ellent clar
darnach hat sie jren unfal mit pur- mit purpurfarb puchstaben gar;
purfarben bustabenn drein geweben. (Keller-Goetze 2, 1934 ff.),
Ovid Met. 6, 577:
purpureasque notas filis intexuit albis.
Procne und Philomela bereiten das Fleisch des kleinen Itys
dem Vater Thereus zur Speise:
bl. 13° :
davon haben sie ein teil gesotten,
ein theyl gebraten .. . do hat
sich Tereus in den künigklichen
stul gesetzt und sein eigen fleisch
und blut geessen
Mg. Anh. s. XI:
sein flaisch halb priet und halb es
suede.
Als Thereus zu tische sase,
sein eygen fleysch unnd blute ase.
Ovid Met. 6, 645:
„+. pars inde cavis exultat a&nis
pars veribus stridunt . .