Andreas Gulden (+ 1683), als auch Sandrart in seiner Teutschen
Akademie (I. Hauptteil : Nürnberg 1675) und noch J. G. Doppelmayr
in seiner „Historischen Nachricht von den nürnbergischen Mathe-
maticis und Künstlern“ (Nürnberg, 1730) beschränken sich ent-
weder so gut wie ausschließlich auf das, was sie selbst gehört,
gesehen, miterlebt oder in mündlicher Überlieferung von anderen
erfahren haben oder stützen sich im wesentlichen auf vereinzelte
Nachrichten in der gleichzeitigen oder früheren Literatur, zu der
als eine der frühesten solcher Druckschriften das „Compendium“.
des Johannes Cochlaeus zu seiner Ausgabe der Kosmographie
des Pomponius Mela (1512) — vgl. insbesondere das vierte Kapitel
der Beschreibung Deutschlands: „De Nornberga Germanie centro“
— gehört. Für die späteren unter diesen Schriftstellern kommen
daneben noch vor allem Handschriften der Nachrichten Neudörfers
sowie handschriftliche Nürnberger Chroniken, namentlich Müllners
Annalen, und ähnliche abgeleitete Quellen, wie sie auch die Privat-
archive und -bibliotheken in reicher Fülle bargen, in Betracht.
Allerdings finden wir in solchen Privatsammlungen, wie z. B. in
dem jetzt im Germanischen Museum deponierten Paul Wolfgang
Merkelschen Familienstift, gelegentlich auch umfangreiche Aus-
züge aus den Ratsverlässen. Aber natürlich betreffen solche Aus-
Jahren im Handel wieder auftauchte, mir von Herrn Prof, Marc Rosenberg in
Karlsruhe zur Begutachtung zugeschickt und dann von ihm für seine Sammlung
erworben wurde. Ein Vergleich mit der Beschreibung, die uns Campe von seiner
Handschrift macht, und Notizen von seiner Hand ließen an der Identität mit
jener einst in Campes Besitz befindlichen und von ihm benutzten Handschrift
keinen Zweifel. Besser als die Campesche und durch die vom Herausgeber hinzu-
gefügten reichen urkundlichen Nachrichten von bleibendem Werte ist die Aus-
gabe von Lochner. Doch auch er bot keineswegs das, was der Philologe unter
einer kritischen Ausgabe versteht. Ohne sich auf eine Prüfung der zahlreich
vorhandenen Neudörfer-Handschriften einzulassen und vor allem deren Abhän-
gigkeitsverhältnis und sehr verschiedenen Wert festzustellen, legte er seiner Aus-
gabe nur zwei Handschriften, die ihm zunächst zur Hand waren, zugrunde,
gleichzeitig die Campesche Ausgabe zu ergänzendem oder besserndem Vergleich
heranziehend. So finden sich auch in der Edition Lochner noch offenbar verderbte
Stellen, Rätsel und Unklarheiten in Fülle. Und doch wäre die Herstellung eines
gereinigten, kritischen Textes des kleinen Werkes eine keineswegs besonders
schwierige und dabei doch verdienstliche Arbeit, die mit einer Umfrage nach
Neudörfer-Handschriften beginnen müßte. Vielleicht daß hiebei doch noch
irgendwo die eigentliche Urschrift, Neudörfers eigene Niederschrift der „Nach-
richten“, zutage käme.