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es mir möglich, den Vorrat dem Verein oder der
Regierung günstigst anzubieten. Seit wenigen
Tagen bin ich der alleinige Besitzer des Speichers
und ich biete das Getreide zum Einkaufspreis mit
drei Prozent Aufschlag pro anno an zugunsten
unserer Bevölkerung.“
Rottmann schritt von seinem Platz, nahm aus
seiner Rocktasche einige wenige Blätter und über⸗
reichte sie dem Vorsitzenden.
Die momentane Stille, die Rottmanns Aner—⸗
bieten folgte, machte einem allgemeinen Jubel und
Bravorufen Platz.
Felomann ergriff Rottmanns Hand. „Mit—⸗
bürger!“ rief er in den Trubel. „Ist es noch nötig,
über Beratung oder Nichtberatung abzustimmen?
Ist noch einer unter uns, der nicht mit ganzer
Seele den Wunsch hegt, gleich Herrn Rottmann
tatkräftig helfen und nützen zu können? Es wird
uns nicht in dem Umfang möglich sein, denn
wir hatten nicht den weitschauenden Blick, wir
haben nicht in den fetten Jahren gesammelt für
bie mageren. Verehrte Versammlung, ich halte
die Hand des Mannes, dessen Uneigennutz von Ihnen
allen stürmisch bejubelt wurde, und ich hege den
Wunsch, die Hand nicht mehr frei zu geben. Ich
bitte Sie, Herr Rottmann, bei uns hier Platz zu
nehmen und uns beratend zur Seite zu bleiben.“
Man sprang von den Stühlen, man schüttelte
Rottmann die Hand, man sprach hin und her, es
war, als ob das Angebot Rottmanns schon alle Not
gesteuert hätte.
Siebentritt lächelte süßlich und griff mit seiner
kaltfeuchten Hand auch nach Rottmanns Rechten.
„Befiegt, völlig besiegt haben Sie mich, mein Werter.