Objekt: Predigten am dreihundertjährigen Todestage Philipp Melanchthons, dem 19. April 1860

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feugnen, was heute befanut worden ift; ein Hriftlihes Bes 
Fenntniß geht aus. Dder innerften Neberzeugung des Menfchen 
hezvor, und er ftcht dafür mit feinem ganzen geiftigen und Leib 
figen Dafein ein; — aber ein Anderes ift es, wenn Ich In diefem 
Bekenntuiß, weil es mein, weil es unfjer Bekenntniß ift, mich 
fo abfcließe und verfhanze, daß ich aufhöre zu forfhen aus 
Sottes Wort, und wenn fomit das, was das Lebendigfte fein 
follte und immer wieder aus dem Geifte herausgeboren, in ein 
Todtes, in eine Sache, in ein Gefcßg verwandelt wird. Me- 
lanchthon Hat nie aufgehört aus der Duelle des göttlichen 
Wortes zu fchöpfen, Hat fi nie nit dem begnäügt, was ein- 
mal gejagt, gewonnen, errungen worden war, war nie fertig, 
hat immer darnad) geftrebt für das Erfannte und Bekannte 
eine noch paffendere Bezeichnung zu finden und dadurch ift er 
yorzugsweife in der evangelifdhen Kirdhe der Mann des Frie- 
dens und der evangelifchen Freiheit geworden. Sein Sinn ging 
nie auf Scheidung und Trennung. Nichts fchmerzte ihn mehr 
als der Gedanke, daß eine Kluft aufgerichtet werden follte zwi- 
(chen Päbitlichen und Evangelifdhen; nichts bereitete ihm größeres 
Herzelcid, als die Spaltungen und Trennungen innerhalb der 
evangelifchen Kirche, und damit ift er ein Vorgänger Derer, die 
ein warmes Herz für Die Einheit der Kirche haben, die des 
Wortes Ihatfüächlih eingedenk bleiben: Der Buchftabe tödtet, 
aber der Geift madhet Iehendig, die über dem Trennenden das 
Semeinfane im Slauben fefthalten, und Die betend und in 
Liebe arbeitend, verlangend dem Tage entgegen fchauen, wo 
das Wort Gottes, das Confeffionen gefhaffen hat, aber nicht an 
Sonderbekenntniffe gebunden ift, die Zeit Heranführen wird, 
da wir Alle in Einem Glauben vereint, dur Eine Kirche 
geheiligt, in Einem Abendmahle geftärket, den Einen Herrn 
{oben und preifen werden, der da ift hHochgelobet in Ewigkeit, 
Amen.
	        
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