714 ‘ Sechster Teil. Ergebnisse und Entwicklung von 1377 bis 1794.
ain gröfßserer Betriebs- und Reservefond ganz unentbehrlich war. Was aber
die Höhe der Aktivbestände anbetrifft, so ist zu berücksichtigen, dafs sie
noch durchaus nicht mit der Höhe der Barvorräte identisch ist; denn
ein Teil davon — wenn auch bei weitem der geringere — war als
werbendes Kapital in den Eigenbetrieben der Stadt angelegt. Allein im
‚Kupferkauf“ steckten, wie erwähnt‘), im Jahre 1434 mehr als 1300 Gw,
und den beiden Wechslern kreditierte der Rat im Jahre 1440 zusammen
3000 G!w?), Wer aber einen Blick in das Geheimbuch der Losunger, den
Liber cum Januis®), wirft, wird finden, dafs die als „nutzlos“ gescholtenen
Kassenüberschüsse auch noch einem dritten Zweck dienten. Der Rat sah
sich nämlich zur Pflege seiner auswärtigen Beziehungen nicht selten ge-
aötigt, Fürsten und anderen einflufsreichen Personen Bankiersdienste zu
leisten, indem er ihre Wechsel diskontierte oder ihnen zum Zweck der
Zahlungsvermittlung kurzfristige Darlehen gewährte. Die Auslagen, die
ihm hierdurch erwuchsen, betrugen, soweit sie sich sicher feststellen lassen;
im Jahre 1430: 13 600 G”,
1431: 22 100 G'”,
1432: 5400 G”,
1433: 14200 G'”,
1434: 7000 GG”,
1435: 5700 G'",
»„ 1436: 3000 GW.
Meistens flossen die aus solchem Anlasse der Losungstube entnommenen
Gelder zwar schon nach wenigen Monaten oder spätestens binnen Jahres-
frist wieder in die Stadtkasse zurück, aber da immer wieder neue Darlehen
gewährt werden mufsten, blieb ein, wie es scheint, nicht ganz kleiner Teil
der städtischen Aktivbestände dauernd für derartige Zwecke festgelegt.
Und schliefslich kam es doch auch vor, dafs die Rückerstattung wider
Erwarten auf Jahre hinaus sich verzögerte. Markgraf Friedrich von Branden-
ourg z. B. entlieh in den Jahren 1434 und 1436 nicht weniger als 10000 G'“,
deren Heimzahlung erst 1443 erfolgte, und über die Tilgung der tausend
Gulden, welche der Rat im Jahre 1433 der von den Böhmen hart be-
drängten Stadt Pilsen vorstreckte, findet sich in den Geschäftsbüchern der
Losungstube ebensowenig etwas vermerkt, wie über die rund 1500 G“,
welche Heidingsfeld und Bernheim seit 1436 schuldig blieben‘). Ziehen
wir diese 12 500 G” von den auf Seite 709 in Tafel III berechneten Rest-
beständen ab, so verringert sich ihr möglicher Bargehalt für
>
‘) Vergl. oben S. 273. ?) Vergl. oben 58. 275. 3 Nbg. KA. M, 296,
) Vergl, oben S. 371 f£. und 686f£.