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Einleitung.
bekannt! Während die Römer sich trotz ihrer überlegenen militärischen
Machtmittel vergeblich abgemüht haben, Deutschland von seiner Peripherie
her in Botmäfsigkeit zu halten, gelang den Frankenkönigen die vom
Herzen des Landes aus unternommene Unterwerfung der bisher un-
bezwungenen Stämme zum Teil sogar ohne erheblichere Kämpfe. Seit-
dem bildete Mainfranken sozusagen die Citadelle des neuen, ostfränkischen
Reiches. Von hier aus sicherte sich Karl der Grofse durch die Befestigung
von Saalfeld den Zugang zum Elbgebiet. Hier suchte er in Hallstadt
am Einfluls der Rednitz in den Main und die Rednitz aufwärts in dem
nicht weit davon entfernten Forchheim zwei centrale Grenzmärkte für
den Handel mit den böhmischen Slawen zu schaffen; und hier endlich
machte er den kühnen Versuch, das Rhein- und Donaugebiet durch eine
Wasserstrafse mit einander zu verbinden. Als dann hundert Jahre später
die karolingische Monarchie zerfiel, war Forchheim der Ort, wo der erste
deutsche König gewählt wurde, und es galt fast als selbstverständlich, dafs die
Wahl auf Herzog Konrad, den Herrn von Mainfranken, fiel. Sein Nach-
folger, der Sachsenherzog Heinrich, konnte nur deshalb den Besitz Frankens
entbehren, weil er auf eine militärische Beherrschung der. deutschen
Stämme von vornherein verzichtete. Aber als nach seinem Tode Otto I.
die karolingische Tradition wieder aufnahm, und von neuem ein König-
tum begründete, das alle Teile des deutschen Volkes und Landes um-
fafste, da schätzte er die politische Bedeutung des oberen Maingebietes
so hoch ein, dals er das Herzogtum Franken dauernd mit der Krone
vereinigte. Gleich ihm haben in der Folge alle Herrscher, denen es mit
der Schaffung eines starken deutschen Königtums Ernst war, ihre ober-
fränkische Stellung mit Eifer und Erfolg ausgebaut. Hier diente Bamberg,
das den mittelalterlichen Geographen nicht mit Unrecht den Mittelpunkt
der Erdscheibe zu bilden schien, dem letzten Sprofs des sächsischen
Hauses als Lieblingsresidenz und letzte Ruhestätte; und trotz der Frei-
gebigkeit, mit welcher Heinrich II. die daselbst zum Heil seiner Seele
begründeten Stiftungen ausstattete, zählte man um das Jahr 1060 in
diesen Gegenden doch immer noch zwölf grofse Königshöfe, die mit ihren
Zinsgütern alljährlich 160 Kühe, 1280 Schweine, 224 Ferkel, 1600 Hühner,
320 Gänse, 16000 Eier, 2880 Käse, 160 Pfund Pfeffer, 320 Pfund Wachs
und 96 grofse Fuder Wein zur Tafel des Herrschers lieferten.
Zu den wichtigsten dieser Höfe gehörte die Burg auf dem schmalen
Felsplateau, in welchem der terrassenförmig von der Pegnitz aus an-
steigende Nürenberg nach Norden zu jäh in die Ebene abfällt. Der Name
„Nürenberg“, dessen Wurzel sich in dem althochdeutschen Worte „Nurung“
wiederfindet, bezeichnet eine kahl aus dem Walde aufragende Boden-