Vorwort.
An den Denkmälern früherer Gröfse, welche der turmbewehrte Mauer-
ring Altnürnbergs umschliefst, hat sich einst der Mut des deutschen Volkes
aufgerichtet, als es, im Frühlingssturm der Freiheitskriege zu neuem
politischen Leben erwacht, die Hand ans Werk legte, um auf den morschen
Trümmern des alten ein jugendkräftiges neues Deutsches Reich zu gründen.
Seitdem ist die Stadt im Zeitalter des Dampfes und der Elektrizität zu
einem Industriecentrum ersten Ranges herangewachsen, und mancher ehr-
würdige Bau hat den Ansprüchen des modernen Verkehrs weichen müssen.
Aber noch immer ist die Fülle unvergleichlicher Altertümer grofs genug,
um den Beschauer mit Bewunderung vor der bürgerlichen Verwaltungs-
kunst zu erfüllen, die in längst entschwundenen Zeiten all diese Herrlich-
keiten hat entstehen lassen.
Zu einer Darstellung der reichsstädtischen Haushaltung Nürnbergs
lockt auch noch ein anderes. Trotz vieler, wertvoller Arbeiten über die
mittelalterliche Stadtverfassung und Stadtverwaltung, mit denen wir in
den letzten Jahrzehnten beschenkt worden sind, ist unsere Kenntnis auf
diesem Gebiet noch immer lückenhaft genug. Dies liegt in erster Linie
an der Organisation der mittelalterlichen Städte selbst. In den meisten
sehen wir landesherrliche und bürgerliche Behörden mit einander rivali-
sieren, und auch in denjenigen, welche sich einer vollständigen oder nahe-
zu vollständigen Autonomie erfreuen, fehlt es häufig so sehr an der not-
wendigsten administrativen Einheit, dafs es schon für die Zeitgenossen
nicht leicht gewesen sein dürfte, sich ein zutreffendes Bild von dem wahren
Zustand ihres öffentlichen Wesens zu machen. Der moderne Forscher
aber ist einem solchen Chaos gegenüber in einer um so schwierigeren
Lage, als oft gerade für die wichtigsten Dinge die Überlieferung versagt,
indem selbst da, wo die alten Archive sich gut erhalten haben, nicht
selten die Dürftigkeit, die Liederlichkeit oder zufällige Besonderheiten in
der Form der Originalaufzeichnungen — wie z. B. in den Frankfurter
Stadtrechnungen das Fehlen jährlicher Abschlüsse — die Brauchbarkeit des
uns überkommenen Materjals beeinträchtigen.