Volltext: Sammelhandschrift (Gebete) – Nürnberg, STN, Cent. VII, 7

Hans Sachs' Leben und Werke. 
Kreuzer aus Wendelstein im Nürnberger Gebiet. Er bezog 
zuerst ein Haus in der Kothgasse und wohnte später in einer 
Vorstadt Nurnbergs, wo er neben dem Schuhmachergewerbe 
einen Kramladen betrieb. Zuletzt besaß er ein bürgerlich⸗statt— 
liches Haus in der Spitalgasse, wie er denn durch seinen Fleiß 
und seine gute Haushaltung zu Wohlhabenheit gelangt zu 
sein scheint. Unmittelbar nach seiner Rückkehr hatte sich Sachs 
der „Singschule“ der Meistersinger in Nürnberg angeschlossen, 
die durch sein überlegenes Talent und seinen rastlosen Eifer 
einen nie erhörten Äufschwung nahm. Die harmlose und 
naive Richtung seiner poetischen Bestrebungen erhielt mit dem 
Fortschreiten der Reformation eine andre Wendung. Schon 
1521 besaß Sachs Luthers Schriften, 1523 gab er seiner Be⸗ 
geisterung für den Reformator in dem Gedicht „Die witten⸗ 
bergische Nachtigall“ beredten Ausdruck; seit 1524 veröffent⸗ 
lichle er eine Anzahl interessanter Dialoge im Interesse der 
reformatorischen Sache. Diese Jahre waren die kritischen im 
Leben des Dichters; hätten sich Rat und Regiment zu Nürn— 
berg nicht früh genug der lutherischen Sache angeschlossen, so 
ürde der friedliebende, aber in seinen evangelischen Uber— 
,, unerschütterliche Sachs in die Wirren verwickelt 
worden sein, denen damals Tausende zum Opfer fielen. Noch 
1527, als Rürnberg schon zur neuen Lehre stand, geriet er 
durch ein Reim- und Bildwerk, das er mit dem Eiferer Osian⸗ 
der zusammen herausgab, und das eine prophetische Ver—⸗ 
kündigung des Untergangs der päpstlichen Herrschaft enthielt, 
in Bedrängnis. Die Herren des Rats erteilten ihm die Wei— 
sung, er „solle seines Handwerks und Schuhmachens warten, 
sich äuch enthalten, einige Büchlein oder Reimen hinfüro aus— 
gehen zu lassen“. Das Unwetter zog rasch vorüber; Sachs 
fuhr im wesentlichen unbehindert fort, seine poetischen Ar⸗ 
beiten zunächst durch Aufführungen vieler Dramen, durch 
Einzeldrucke ꝛc. zu veröffentlichen, und erlangte wachsende 
Popularität. Seine poetische Fruchtbarkeit hielt mit seiner 
Lebensfreudigkeit, mit seiner regen Anteilnahme an allen 
menschlichen Dingen und Zuständen, soweit er sie verstand, 
gleichen Schritt. Neben den Eindrücken, die ihm die Wander— 
jahre und das reiche Leben Nürnbergs als der ersten deutschen 
Stadt im 16. Jahrhundert boten, wirkte auch eine ausgebrei— 
tete Lektüre auf seine Phantasie und seinen Gestaltungstrieb.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.