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allein es gelang der vielfach auf's bitterste Gekränkten durch
ein umsichtiges und taktvolles Verhalten, allmählich die
Unannehmlichkeiten zu überwinden. Als Napoleon sich
auf Elba befand, fielen die Mitglieder der zahlreichen
Familie ihres Gemahls — ein jedes einzeln — über sie
her. Man vergaß ganz, daß die Vergrößerung Badens,
die Wandlung aus einem Kurfürstenthum in ein Groß—
herzogthum dem Kaiser Napoleon zu verdanken war. Die
Versuche, die Adoptivtochter des verhaßten Wohlthäters
bon der Seite ihres Gemahls zu reißen, nahmen kein Ende.
Man ging sogar so weit, dem Großherzog vorzuspiegeln,
daß das Interesse seines Volkes, das Interesse der Krone
seine Scheidung von dieser aufdringlichen „Aventurière“
fordere. Hatte denn der Großherzog vergessen, daß sie
ihm aufgedrängt worden war durch die Tyrannei Dessen,
welcher jetzt für immer — so meinten sie — an die
Felsen von Elba geschmiedet wäre? Wäre es nicht durch—
aus billig, daß Fesseln, welche die Politik dem Groß—
herzog angelegt hatte, auch wieder durch die Politik gelöst
würden?
Die Liebe legte sich in's Mittel: der Großherzog Karl
liebte seine Gemahlin und versagte solchen Zumuthungen
jedes Gehör, allein die Stimmen wurden vor der Hand
nur um so lauter — bis sie jählings verstummten.
Der, dem man für immer unschädlich gemacht, für
immer auf Elba geborgen wähnte, war in Frankreich!
Vielleicht schon morgen ist er in Paris ... Uebermorgen
in Baden!