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schmückte sich mit Roseu, und auch die Gräber
in Sankt Johannis wurden über und über mit
Rosen geschmückt. Die ganze Stadt wallfahrtete nach
dem Friedhof, die sommerliche Pracht zu bewundern.
Sebastian Rottmann hatte in der Woche vorher
viel zu inspizieren gefunden und war oft erhitzt und
müde zu Anne gekommen, die gerade in den Tagen
mit der Schwägerin vereint die Vorbereitungen zum
Tauffest traf und daher den geliebten Vater allein
gehen lassen mußte. Einmal war er in ein Gewitter
gekommen. Völlig durchnäßt, leicht fröstelnd, kam
er heim. Anne bat ihn, doch gleich zu Bett zu
gehen, um sich wieder zu erwärmen. Aber Rott—
mann hatte nötige Arbeiten zu erledigen. Als er
in trockenen Kleidern steckte, wurde es ihm auch
ganz warm. Die Sache schien keinerlei Folgen zu
haben.
In gewohnter Frische trat er am Johannisonntag
mit seinem Enkel auf dem Arm vor den Altar.
Die Sonne schien durch die bunten Schreiben
der hohen Fenster gerade auf den Altar und auf
den kleinen Kopf des Täuflings. Rottmann sah
e Freude den hellen Schein um seines Enkelkinds
aupt.
Der junge Pastor sprach ein wenig lang und
mehr um seine Rhetorik glänzen zu lassen als dem
Zweck entsprechend.
Rottmann wurde plötzlich das lange Stehen
schwer. Aber der Blick auf den Knaben, das Herz
poll Dankbarkeit zu Gott, wurde er Herr der mo—
mentanen Schwäche. Erleichtert atmete er aber tief
auf, als sie die kühle Kirche verließen und in die
milde, sonnige Sommerluft traten.
Rottmann stieg nicht in den Feldmannschen