immer um Kindereien. Kaspar hat sich gelegentlich
herausgeschwindelt, wenn er die Schularbeiten noch
nicht fertig hatte, oder sich dagegen gewehrt, daß er
angeblich beim Einschlafen das Licht in dem Leuchter
habe brennen lassen, wobei der Griff des Leuchters weg-
schmolz, und ähnliche schwere Verbrechen, wie sie alle
Kinder begehen, und bei denen vielleicht nur das
bezeichnend ist, daß sich Hauser niemals zu einem
Eingeständnis seines Unrechts herbeiließ. Er blieb bei
dem, was er einmal gesagt hatte, selbst wenn klare Be-
weise gegen ihn zeugten. Sah er sich überführt, so wurde
er häufig wütend; schlug mit den Fäusten auf den Tisch,
und rief: „Da möchte man ja gar nicht mehr leben!“
Die Lage Kaspar Hausers in Ansbach war so, daß sie
auch einem normalen Menschen nicht wohlgetan hätte.
Auf der einen Seite führte er in der Wohnung des Volks-
schullehrers Meyer ein gewiß sehr bescheidenes Dasein,
daneben war er noch auf Veranlassung Feuerbachs be-
sonders beschäftigt, da dieser endlich dafür sorgen wollte,
daß er sich auf irgendeinen Beruf vorbereite. Seit dem
1. Dezember 1832 arbeitete er auf dem Appellationsgericht,
aber als unbesoldeter Schreiber in denkbar niedriger
Stellung. Mit diesen dürftigen Lebensbedingungen kon-
trastierte ganz auffallend, daß er in den vornehmsten Fa-
milien verkehrte, vor allem im Haus des ersten Mannes in
Ansbach, des Regierungspräsidenten, oder, wie man damals
sagte, des Generalkommissärs von Stichaner. Dort war er
regelmäßig einmal in der Woche zu Tisch und scheint auch
sonst ein häufiger und gern gesehener Gast gewesen zu sein.
In diesem Kreis ist er offenbar ganz unverantwortlich
verwöhnt worden. Die jungen Damen pflegten ihm z. B.
zu sagen: „Kaspar, was hast du für niedliche Öhrchen!‘‘;
sie sträubten sich nicht, wenn er einmal ausreiten wollte,