Bürgermeisters Binder, am 7. Juli 1828 ein Sendschreiben,
das seine Geschichte so darstellte, wie der Bürgermeister
sie von ihm gehört hatte oder wenigstens gehört haben
wollte. Leider kann ich Ihnen diesen öffentlichen Aufruf,
der einen vollen Druckbogen umfaßt, nicht vorlesen. Er
ist in einem Ton gehalten, der uns heute sonderbar an-
mutet, d. h. er besitzt eine reichliche Dosis Sentimentalität.
Der Findling wird in den Himmel erhoben, es wird „von
der höchsten Unschuld der Natur‘‘ gefabelt, „die noch
keinen Geschlechtsunterschied kenne‘‘, „von seiner un-
beschreiblichen Sanftmut‘‘, seinen „herrlichen Anlagen‘
usw., und zwar in einem Maß, das selbst jener Bieder-
meierzeit als ungewöhnlich auffiel. Feuerbach und andere
haben sich mißbilligend darüber ausgesprochen. Der
Zweck war: zu ermitteln, woher der Findling stamme.
Entdeckt wurde gar nichts, aber die allgemeine Aufmerk-
samkeit noch stärker auf Kaspar gelenkt. Man sah ein,
daß es unmöglich sei, ihn länger im Turm sitzen zu
lassen, und so wurde er am 18. Juli 1828 dem Nürnberger
Gymnasialprofessor Daumer in Pflege gegeben, einem
Mann, der später gleichfalls durch seine Veröffentlichungen
sehr lebhaft in die Diskussion über Hauser eingegriffen hat.
Daumer war damals noch ein Mann im Anfang der Dreißig;
er wohnte mit seiner Mutter und seiner Schwester zu-
sammen, hatte einer Krankheit wegen Urlaub erhalten
und demnach Gelegenheit, sich vollkommen dem neuen
Schützling zu widmen. Später hat er nicht nur zwei
Werke über Hauser veröffentlicht, sondern noch besonders
über die Experimente berichtet, die er mit ihm angestellt
hat, zum Teil gemeinsam mit dem Nürnberger Stadtarzt,
einem Homöopathen Dr. Preu. Ob diese Versuche gerade
sehr zweckmäßig für Hauser gewesen sind, möchte ich
dahingestellt sein lassen. Jedenfalls haben sie zu Ergeb-
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