amtlich erhoben worden ist und was seine Zeitgenossen
zu bekunden wissen. Natürlich ist von diesen 49 Bänden
heute der größte Teil Makulatur. Alles, was sich mit der
Suche nach der Herkunft Hausers beschäftigt und was
regelmäßig ins Leere verlaufen ist, können wir heute nicht
mehr brauchen. Unendlich wichtig sind aber die Zeugen-
aussagen über sein erstes Erscheinen, über den Attentats-
versuch in Nürnberg und schließlich über seinen Tod in
Ansbach. Dr. Pies hat mit dieser Veröffentlichung an-
gefangen und wird sie fortsetzen. Leider ist außer zwei
Bänden bisher nur eine kleine, aber höchst bedeutsame
Broschüre erschienen.
Früher hat man in dieser Beziehung ganz unverant-
wortlich leichtfertig gewirtschaftet. Der Vorwurf richtet
sich — horribile dictu — sogar gegen Juristen. Der Sohn
des Lehrers Meyer in Ansbach, bei dem Kaspar Hauser die
letzten zwei Jahre seines Lebens zubrachte, hat als
Assessor ein Buch über ihn geschrieben und es nachher
als Landgerichtsdirektor neu herausgegeben; er begeht
darin nicht nur Ungenauigkeiten, er erlaubt sich auch die
Erinnerungen seines Vaters durch Auslassungen und
Änderungen zu entstellen, ja Protokolle aus ganz ver-
schiedenen Zeiten ohne Angabe des Datums durcheinander-
zumengen. Das sind für den Juristen schlechterdings
Todsünden; ein solches Verfahren beweist nur, daß hier
eben nicht eine sachliche Prüfung beabsichtigt wird,
sondern daß immer noch Parteidogmen miteinander
kämpfen.
Nach dieser Einleitung gehe ich über zu einer kurzen
Darstellung dessen, was Kaspar Hauser war, d. h. wie er
der Welt erschienen ist und wie sich sein Schicksal ge-
staltet hat. Glauben Sie nicht, daß diese Schilderung etwa
leicht wäre. Sie finden sie in keinem einzigen Buch so,