Volltext: In Memoriam Adolf Bartning

Nur Bilder können sich in die Seele mehr o der weniger 
tief einprägen, die in spätern Zeiten, und in ihrer eigent- 
lichen Bedeutung verstanden, wieder auftauchen, indem 
sie nur erst als Ergebnis des Denkens in einen logischen 
Zusammenhang von Ursache und Wirkung, Absicht und 
Erfolg u.s.w. gesetzt zu werden vermögen. Man denke 
doch daran, wie wenige solcher Bilder aus den ersten 
Kinderjahren sich in unserer Seele erhalten haben, so daß 
sie in späterer Zeit erst Objekte denkenden Bewußtseins 
werden konnten, und wie dagegen alle die vielen Tau- 
sende von Dingen, Zuständen, Ereignissen u.s.w., die sich in 
jener Zeit unsern Sinnen dargeboten haben, so aus der Seele 
entschwunden sind als ob sie gar nie existirt hätten. Hauser 
hatte ein Bild davon behalten, wie er seiner Kindsmagd 
auf dem Arm gesessen, Worte der Zärtlichkeit gehört und 
gesprochen, wie man ihm zusammengebundene Kukuruz 
(Mais)-Kolben an den Arm gehängt habe, er konnte Be- 
schreibungen machen nach den Bildern, die er aus der Zeit 
während seiner Gefangenschaft in sich aufgenommen 
hatte, von allem andern als eben gerade nur von diesen 
wenigen Dingen, die sich in seiner Seele erhalten haben, 
wußte er nichts zu erzählen, sie waren ebenso aus seiner 
Seele entschwunden wie die, welche uns umgeben haben. 
Der Mann der ihn sprechen und schreiben gelehrt, kann 
oft und lange sich mit ihm beschäftigt haben, er wußte 
nichts mehr davon als nur von einem einzigen, vielleicht 
dem ersten Besuche, welcher zufällig irgend ein Bild in 
seiner Seele zurückgelassen hat, die andern vorhergehen- 
den oder nachfolgenden aber keines. Man wundert sich 
darüber, daß er niemals solle donnern gehört haben; gewiß 
hat der Schall des Donners an sein Ohr geschlagen ohne 
daß es Gegenstand seiner Wahrnehmung geworden wäre; 
wissen wir uns denn dieses aus unserer Kinderzeit zu er-
	        
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