Volltext: In Memoriam Adolf Bartning

Kaspar empfing die Verwundung in dem Augenblick, 
wo er aus irgend einem Grunde den Oberkörper nach vorn 
gebeugt hatte. Der Wundkanal lief von vorn nach hinten 
und von oben nach unten. Die Hautwunde stand daher 
nach dem ärztlichen Befund erheblich höher als die 
Muskelwunde. Der in völlig gerader Richtung mit großer 
Kraft und einem einzigen Zug geführte Stoß traf zunächst 
den stark wattierten Gehrock. Obwohl in ihm mittlerweile 
die Motten übel gehaust haben, ist — entgegen Frau Hofers 
Behauptung — bei genauem Zusehen und Auseinander- 
ziehen der Watte die Stichmarke an der Außenseite noch 
deutlich zwischen dem Mottenfraß zu erkennen, wie die 
vor mir liegende Photographie meines Mitarbeiters mit 
aller wünschenswerten Klarheit zeigt. Leichter findet man 
sie natürlich am Futter der Innenseite und am schönsten 
in der dazwischenliegenden, mit Leinen gefütterten Tasche. 
Daß der Dolch ausgerechnet durch die linke obere Rock: 
tasche gefahren ist und also noch mehr Stoff zu zer- 
schneiden hatte, hat, beiläufig bemerkt, vor uns auch noch 
niemand beachtet. Dann trifft das Mordinstrument auf die 
Weste und durchbohrt sie einen guten Fingerbreit über 
der linken unteren Tasche. Die Stichmarke liegt hier 
völlig wagrecht, ungefähr parallel mit der oberen Kante 
der Westentasche, ist aber nicht eng und scharf geschnitten, 
sondern eigentümlich breit und zackig. Entweder hat der 
seidene Stoff gleich unregelmäßig nachgegeben oder er ist 
später bei den Untersuchungen eingerissen worden. Nun 
kommt die Tuchhose mit einer engen und ziemlich scharfen 
Stichmarke, ganz dicht neben einem Knopf; merkwürdiger- 
weise liegt sie nicht wagrecht, sondern senkt sich von 
außen gegen die Körpermitte in einem Winkel von 20—30 
Grad. Über die Ursache dieser Erscheinung nachher. Hose 
und Weste haben den Bluterguß soweit aufgenommen, daß
	        
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