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gewiejen hat, aus diefen Fertigmachern die Berleger oder
Exporteure entwickelt; in Nürnberg war dieje Entwickelung
nicht möglich, da e$ dort ein altes und mächtiges Kauf-
mannsS- vder Verlegergewerbe gab, von dem fih die Wis-
mutmaler, aud) wenn e8 ihnen die Rechtsordnung geftattet
Hätte, nicht emanzipieren fonnten.
Näheres Über die Organijation der Nürnberger Spiel-
warenfabrifation und des Handel® mit Spielwaren erfahren
wir erjt au dem 18, Jahrhundert, und zwar aus folgen-
dem Anlaß: Anfang der 30er Fahre des 18. Fahrhunderts
wollten eine Anzahl Berchtesgadener Schnigerfamilien ihres
evangelifchen Glaubens halber ihre Heimat verlaffen, und
außer verfchiedenen anderen Staaten bemühte fich auch
Nürnberg, dieje ANuSwanderer in jein Gebiet zu ziehen, da
„die Berchtolsgadener Arbeiten zwar meijtensS geringe und
von |dhlechtem Wert jeiende Waren find, aber jedoch jähr-
(id) in großer Quantität nad) Spanien, Frankreich, Holland
und Engelland, auch vielen anderen Ländern verfchrieben
und fommittiret werden, und ob zwar dieje Handwerfsleute
bekanntermaßen von hiefiger Stadt noch viele Meilen ent-
legen, jedoch alle unter dem Namen Nürnberger Ware in
obgemeldete Länder verjendet und daher auch von hier aus
begehret werden“. Aus diejem Sag, der fich in einem SGut-
achten Nürnberger Kaufleute findet, geht deutlich hervor,
daß der NMürnberger Handel und Export mit Spielwaren
nicht allein auf den in Nürnberg jelbft verfertigten Waren
beruhte, fondern auch fremde — Berchtesgadener — Pro-
dukte verlegte, Daß diefes Verhältnis |chon längere Zeit
beftanden Hatte, darf man aus der ANusjage zweier „Handels=
leute“ entnehmen, welche zu Protokoll gaben, daß die Nürn-
berger Drechsler keine Urfache zur Befjchwerde über die Cin-
wanderung der Berchtesgadener Hätten, „wenn zumalen diefe
Yente feine andere al8 jolcdhe Arbeit anfertigen, welche jeder