DIE MORIZKAPELLE. Nr. XVII. Die angesehenen Familien der Mendel und Geuder hatten im 13. Jahrhundert eine Kapelle auf dem. alten Salzmarkt in der Judengasse erbaut. Es wurde aber bei derselben so viel offener Handel ‚durch Juden: und Christen getrieben, dafs dadurch der Gottesdienst: allzu- sehr gestört wurde, und dafs sich der damalige Familien- älteste, Eberhard Mendel, veranlafst sah, bei dem Bischof Wulfing in Bamberg die Erlaubnifs' auszuwir- ken, die Kapelle an jenem geräuschvollen Orte abzubre- chen und sie auf St. Sebalds Kirchhof zu versetzen. . Der Bewilligungsbrief wurde am 6. September 1313 ausge- fertigt und mit. dem Bau. der Kapelle sogleich der An- fang gemacht. — Die Geschichte sagt, dafs der Bau sehr schnell von Statten gegangen, und schon Anfangs October vollendet worden sey. Zwar ist hiebei das Jahr der Vollendung nicht angegeben,. allein ohne Zweifel war diefs das Jahr 1314, weil man unmöglich annehmen kann, dafs das ganze Gebäude binnen einigen Monaten hergestellt werden konnte. Dasselbe ist sehr solid .con- struirt, die gothischen Pfeiler, Fenster und Gewölbe wurden selbst jetzt, nach Verflufs von 500, Jahren, noch sehr gut und dauerhaft gefunden. Man darf daher mit Zuverlässigkeit annehmen, dafs zum Aufbau dieser Kapelle wenigstens 8 bis 10 Monate Zeit erforderlich waren, und dafs demnach die Vollen- dung und Einweihung ‘derselben ‚erst im Jahr 1314 Statt gefunden habe. Letztere erfolgte am Sonntag nach St. Gallentag (19. October 1314). — In demselben Jah- re, ja fast an demselben Tag (19. und 20. October 1314) wurde Herzog Ludwig von Bayern zum deutschen Kai- ser gewählt, und es begann: demnach in diesem Jahre die für Nürnbergs Handel und Flor so wichtige Lud-