7 — die Vorstände der Zweigverbände kräftig und eifrig für das Wohl der deutschen Müllerei jederzeit eingetreten sind und daß wir wohl hoffen dürfen, eine, wenn auch nur langsame, aber doch entschiedene Besserung der Verhältnisse der deutschen Müllerei zu erreichen. GBravo!) Herr Vorsitzender van den Wiyngaert: Wuͤnscht jemand das Wort? — Es ist nicht der Fall. Dann gehen wir zum dritten Punkt unserer Tagesordnung über: HYerkßaufsvereinigungen, Syndikatle und Fustonen in der Müllerei. Ich erteile als Referenten das Wort Herrn Thiem-Greifen— hagen. Herr Thiem-Greifenhagen, Berichterstatter: M. H.! Seit unge— fähr 15 Jahren führen die deuktschen Klein- und Mittelmüller einen sast vergeblichen und aussichtslosen Kampf um ihre Existenz; tausende von Kleinbetrieben haben bereits ihren Untergang gefunden. Nach der Statistik der Müllereiberufssgenossenschaft sind in zehn Jahren bis 1904 von 39 000 Betrieben ungefähr 8400 Betriebe eingegangen. Weitere tau— sende fristen nur kümmerlich ihr Dasein und mühen sich ab im frucht— losen Ringen, um dann schließlich unter dem Ansturm der übermächtigen Konkurrenz allmählich zu verbluten und zu unterliegen. Diese traurige Lage der deutschen Klein- und Mittelmüllerei ist, wie wir alle wissen, hervorgerufen durch die verderbliche und für das Allge— meinwohl gefährliche Entwicklung, welche die deutsche Großmüllerei seit zwei Jahrzehnten genommen hat. Riesenbetriebe mit 200, 400 und sogar 600 Tonnen täglicher Getreidevermahlung werden errichtet, und tausende von kleineren Existenzen werden dagegen vernichtet und zugrunde gerichtet. Als eine gesunde Entwicklung der deutschen Mühlenindustrie kann man dies sicherlich nicht bezeichnen: denn nicht etwa der gesteigerte Verbrauch der Bevölkerung Deutschlands oder eine größere Ausfuhr von Mühlenfabrikaten nach dem Auslande erfordern eine unverhältnismäßige Vergrößerung und Vermehrung der Betriebe, sondern lediglich die Sucht der Großmühlen, alle anderen zu überflügeln und dadurch sich zu be— reichern, wenn auch hunderte und tausende kleinere existenzberechtigte Betriebe hierdurch zum Stillstande verurteilt werden, ist die Ursache dieser ungesunden Entwicklung in der deutschen Müllerei. Diese Großmühlensucht, so kann man sie ruhig bezeichnen, richtet aber nicht nur zahlreiche bisher steuerkräftige und schaffenssfreudige Staats— bürger zugrunde, sondern bildet auch in Kriegszeiten eine ernste Gefahr für die Volksernährung insofern, als schließlich nach Vernichtung weiterer tausende und zehntausende von Mühlenbetrieben die Versorgung der Be— völkerung mit Mehl von der Aufrechterhaltung der Betriebe weniger hun— derte von Großbetrieben abhängig wird. Gegenüber diesen unhaltbaren Mißständen im Mühlengewerbe genügt es nicht, immer wieder in unseren Generalversammlungen, wie dies nun schon seit mehr als zehn Jahren geschehen ist, uns in lauten Klagen über den Niedergang des Mühlengewerbes zu ergehen und nach Staatshilfe zu rufen, sondern wir müssen uns vor allen Dingen auf unsere eigene Kraft besinnen und zur gemeinschaftlichen Abwendung der Gefahr ver—