I Die dadurch hervorgerufene Literatur enthält viele werthvolle Arbeiten, oei deren Studium ich auf's Neue erkannte, wie wichtig es ist, sich die Resultate derselben wiederholt in übersichtlichem Zusammenhang zu vergegen- wärtigen. Ich habe das zunächst für meine Person empfunden, vielleicht gehen aber mit mir auch Andere nochmals daran, ihre Meinungen und Erfahrungen über die Schmerzbetäubung an der Hand einer kurzen Darstellung dieses Gegenstandes einer Revision zu unterziehen, Ich bin deshalb dem Vorgang Kümmell’s gefolgt, der im Jahre 1896 für die Festschrift des ärztlichen Vereins in Hamburg die Narkose bearbeitete, und habe zum Beitrag für die Fest- schrift des ärztlichen Vereins in Nürnberg die Schmerzbetäubung für Opera- onen als Thema gewählt. Unsere Generation ist mit dem Gebrauch des Chloroform zur Narkose aufgewachsen. Sie hat erst mit dem Tuch, auf das nach Gutdünken von Zeit zu Zeit Chloroform aufgegossen wurde, narkotisirt. Chloroformunfälle ereig- aeten sich dabei nicht häufiger, vielleicht seltener, als später mit den voll- xommeneren Methoden, wohl deshalb, weil man tiefe und langdauernde Narkosen so viel als möglich vermied und sich meistens mit einer Halbnarkose Jegnügte. Die sich häufenden Narkosenunfälle gaben die Veranlassung, eingehend die narkotischen Mittel und ihre Wirkung auf den menschlichen und thierischen Organismus zu studiren. Meist stellen die klinischen und experimentellen Arbeiten über Inhalations- narkosen, die im letzten Jahrzehnt erschienen sind, in ihren Mittelpunkt den Vergleich zwischen Chloroform und Aether. Die anderen Narcotica, wie Lachgas, Bromaethyl, Pental, Aethylchlorid treten dagegen ganz in den Hinter- grund. Wir haben nur Chloroform und Aether im hiesigen Krankenhaus zur [nhalationsnarkose verwendet und beschränken uns deshalb in dieser Arbeit auch auf die Besprechung dieser. Wir lassen die früheren Arbeiten ausser Acht und stützen uns im Wesentlichen auf die 90er Jahre, da sie die früher auch schon aufgeworfenen Fragen zu einer gewissen Klärung gebracht haben. Chloroform. Das eingeathmete Chloroform wirkt auf das Central- Nervensystem, zunächst erregend und dann betäubend. Je tiefer die Narkose wird, desto mehr erlischt das Bewusstsein, die Empfindung, die Bewegung. Die Pupille erweitert sich Anfangs mässig, reagirt aber noch bei Lichteinfall, and im Toleranzstadium verengert sie sich und wird starr. Wird die Narkose noch weiter getrieben, dann erweitert sich die Pupille wieder, ohne auf Licht zu reagiren. Sie ist durch dieses Verhalten ein wichtiger Indicator für die Beurtheilung der Tiefe der Chloroformnarkose und für die nahende Gefahr durch Ueberdosirung. Von grösster Bedeutung für die Anwendung des Chloro- form ist seine Wirkung auf Blutdruck und Herzleistu ng. Sie stand bisher mit Recht im Mittelpunkt der Forschung, Das Resultat ist dahin zusammen- zufassen, dass das Chloroform den Blutdruck und die Herzleistung herabsetzt. Schon Kappeler hat den Nachweis dafür gebracht durch seine Pulskurven, lie er während der Chloroformnarkose aufnahm. Der aufsteigende Schenkel