id8 ECinundzwanzigstes Kapitel. aussandte, sonderlich die beiden Passionen, ein Andachtsbuch ohnegleichen, eine Predigt über die Leidensgeschichte, wie sie mächtiger und eindringlicher kein Priester auf der Kanzel hielt. Cinundzwanzigstes Rapitel. ßFünstler und Kaiser. In Pirkheimers Hause ging's an einem Januartag des Jahres 1512 geschäftig her. In der Küche hantierten die Mägde zusammen mit dem Speisemeister, und der liebliche Geruch, wel— her sich von hier aus verbreitete, verriet die Zubereitung aus— erlesener Gerichte. Ebenso rührig ging's im Weinkeller zu, wäh— rend in dem großen Saal vier Diener die Tafel rüsteten. Der Hausherr hatte wieder einmal ein Prunkgelage im Sinn, wie er das liebte, seit er durch den Tod seines Weibes ein einsamer Mann geworden war. Zahlreich pflegte die Tafelrunde nicht zu sein, die er zu sich lud, aber um so gewählter. Er sammelte um sich die geistigen Größen der Stadt, mit denen der wissenschaftlich hochgebildete, feinsinnige und für alles Schöne begeisterte Mann so recht nach Herzenslust plaudern konnte. Meister Dürer war immer der erste, an den die Ladung erging: das Freundschaftsverhältnis der beiden Männer hatte sich mit den Jahren immer mehr vertieft. Merkwürdig: der Mann, der durch seinen Stolz, seine Rücksichtslosigkeit und Heftigkeit oiele abstieß und sich deshalb im Rat der Stadt nie so recht beliebt zu machen wußte, wohl auch manchen hatte, der ihn mit bitterm Groll verfolgte, — mit Albrecht Dürer stand er unent—