74 Ur. 28. Deutsche Sehnsucht. Es war vor achtundzwanzig Jahren Als plötzlich mir ein Freund entschwand, Er sucht sein Glück, mußt ich erfahren, In einem fernen, fremden Land; Des Meeres Flut, von ihm durchmessen, 50 trennte uns weit Zeit und Raum, Ich wähnte von ihm längst vergessen Die BHeimat und der Jugendtraum. Was er erstrebt, — ihm ist's gelungen Durch Pflichterfüllung jederzeit, Des Deutschen Siel hat er errungen, Erkämpft die eig'ne Häuslichkeit; Ihn freuen Kinder wohlgeraten, Auch der Beruf glückt ihm und blüht, Doch zieht sich wie ein roter Faden LEin deutsch Gefühl durch das Gemüt. Er weiß es selbst sich nicht zu deuten, Das höchste Glück nur eitler Glanz, Durch Harmonie der Lebensfreuden Klingt leise ihm die Dissonanz. Doch ist sein Mund von Seelenschmerzen Für die Umgebung taub und stumm, Es trägt das eig'ne Weh im Herzen Klaglos nur in sich selbst herum.