nr Das Sıuterim 1548, Das Suterim — ich nicht annimm, Und follt die Welt zerbrechen, Drei Schelmen Mann — es gmachet han Das wird Bott an ihn’n rächen, Wohl hier und dort — weil fie groß Mord 3n Deutfchland wollen ftiften, Diel Herzen rein — der heilgen Gmein Mit falfcher Lehr veraiften. Su den folgenden Strophen werden dann nach einander die drei genannten Theologen — Pflug, Helding und Agricola von Eisleben, zuleßt auch natlirlich der päpitliche Antichrift — in den ftärkfften Worten angegriffen. Ofianders Gedicht gegen das Interim Mt fo Kräftig, daß man danach begreifen Könnte, wenn Hans Sachs, der Übrigenz3 fogar den Inhalt Ofianderfcher Predigten in Meifterliedern behandelte, über die Angelegen- heit, die doch fein Herz tief befümmern mußte, gefchwiegen Hätte. Das war aber nicht der Fall, wenn auch nicht® von ihm darüber in den Druck gefommen ift. Und wie wäre c8 ihm jebt möglich gewefen, jeinen Empfindungen über die Gewaltthat gegen die evangelijche Freiheit feinen Ausdruck zu geben? Er fchrieb denn auch ein 252 Verfe langes and vom 21. Auguft Ddatiertes Gedicht „Der Interim“, dazZ fich aber auch mr GHandfcHriftlich (ebenfall® in feinem fechsten Spruchbuch) >rhalten hat. Das Gedicht ijft viel weniger, al8 das Ofianderfche, von Zorn arfüllt, al8 von Schmerz. E€E8 it in gleichem elegijchen Ton gehalten, wie feine früher erwähnten Dichtungen „Das Hagend Evangelium“, „Die gemartert Zheologie“ und das „Epitaphium“ auf Luther3 Tod. Wie im jenen Dichtungen, fo ift e8 auch hier wieder ein Traumbild, daz er für den Ausdruck feiner Empfindungen gewählt hat. Und wieder ift es ein himmlijches Frauenbild, die „Warheit“, die er vor einem offenen Buche fiben fieht, die aber an den Füßen mit fchweren Ketten gefeffelt it. Von feiner fonftigen Auffaffung weicht er aber in bemerfen&werter Weifje darin ab, daß e8 diesmal der Heidnifche Gott Satırn ift, der fie in Bande gelegt Hat, weil Frau Verita8 mit ihrem hellen Slanze ihn verdunfelt und weil er auch BacchusS und Venu8, fowie den Gott Plutusz durch das reine Weib zu verlieren fürchtet. Minerva aber bittet Yupiter, der Unfchuld fih anzunehmen. Die daraus weiter fih entwidelnde Mllegorie it phantaftijch und originell genug, wenn auch ftellenweife nicht ganz verftändlich. Nachdem Yubiter einen Rat der Götter berufen,