211 Kaspar, ungarischer Magnat. forderte Feuerbach ihn auf zu erproben, ob diese Worte nicht An— klänge bei Kaspar erregten, und zweitens, Feuerbachs Freund Hitzig in Berlin zur Mitwirkung zu einer Subfkription zu bestimmen, uni 1) den Magistrat von Nürnberg der immer lästiger werdenden Sorge für Hauser zu entheben und letztereu als einen Sohn Europas zu adoptieren, 2) die Untersuchungskosten zu decken. In der Woche aber, ehe v. Pirch nach Nürnberg kam — so hat d. Tucher vor Gericht ausgesagt — träumte Kaspar, er sehe einen Mann, der ihm eine Schrift von lateinischen Worten vorhalte. Diese Worte schrieb er sich auf und zeigte sie am Tage seinem Lehrer, dem Kandidaten der Theologie Bäumler, welcher nach einigem Nachsuchen einen Vers aus Virgil darin erkannte.) Ebenso träumte ihm ein andermal, er lese lateinische Worte, welche er verstümmelt nieder— schrieb, die aber einen Sinn erraten ließen, der auf sein früheres Schick— sal hindeutete. Bäumler erzählte er die Sache so: ein Mann, der ihm schon früher im Traume einen Säbel und einen Degen gebracht, habe ihm ein mit den großen lateinischen Buchstaben beschriebenes Blatt vor die Augen gehalten. (Die Traumdeutung [S. 220) er— folgte aber erst am Montag den 29. März.) Endlich träumte ihm auch zum drittenmale, daß er lateinische Worte lese; bei Nach— suchung waren es zwei Zeilen aus der bekannten Horazischen Ode Diffugere nives etc. Zugleich sah er den Inhalt dieser Worte als ein Bild im Traum. Da Kaspar diese Worte (was im Hause des augenleidenden Schulmeisters Daumer gewiß sehr leicht war!) „nicht dielleicht irgendwo gelesen haben konnte (der gläubige Bäumler hat nämlich Kaspars Bücher durchgesucht), so geben dieses als auch die heiligsten Versicherungen Hausers die bestimmte Gewißheit, daß diese Verse und Worte Traumgesichte sind.“) 1) Daumer erzählt (1873, S. 236) Bäumler nach, daß Kaspar den ihm sonst unbekannt (2) gewesenen Namen Virgilius im Traume 25 mal dekliniert und tags darauf seinen Lehrer gefragt habe, was das für ein Wort sei, er könne es nicht finden; worauf ihm derselbe gesagt, es sei der Name eines berühmten Dichters. 2) Nach demselben Tucher (Originalbrief vom 30. April 1871) war diese Horazgeschichte vielleiht „der Anfang der später () eingetretenen Periode der Lügenhaftigkeit!“ Bei Hickel liest man (S. 154), daß Kaspar „später selbst gestand, daß er (die lateinischen Verse) aus einem Buch bei Daumer gemerkt habe.“