239 Gesundheitswesen und Jugenoͤpflege. Sehr gut entwickelte sich die Lehrlingsabteilung, in der weniger Wechsel als im Jahre vorher war, nur 80 Jungen gegen 113 im Vorjahr. Die Sport⸗ und Wandergruppe mit eigner Führung, die gute Selbstzucht und Selbstodisziplin ließ in den Jungen die Idee der Selbstverwaltung reifen. Mitte Januar wurde der Lehrlingsabteilung die Selbstverwal—⸗ tung in sehr weitem Maße, natürlich gebunden an den Gesamtrahmen des Heimes, überlassen. Allgemein wurden wider Erwarten gute Erfahrungen hiermit gemacht, nicht nur was die mehr äußere Ordnung anbetrifft, und daß der einzelne am Ganzen mehr interessiert war als früher, sondern auch in Bezug auf gegenseitige Beeinflussung zum Guten. Gar manchem ist der Selbstverwaltungsausschuß weit unbequemer als der Erzieher selbst. Im Geschäftsjahre 1925/260 gingen insgesamt 513 Jungen mit 25805 Verpflegs⸗ tagen durchs Heim. Davon unterstanden der Abteilung „Jugendschutz“ 245 Jungen, der Abteilung „Fürsorgeerziehung“ 208 Jungen. Von den Jugenoͤschutzfällen waren 21 von der Jugenoͤgerichtshilfe überwiesen, 39 unter⸗ tanden der Amtsvormunoschaft. Die Durchschnittsbelegzahl war weit niedriger als im Vorjahre; sie betrug nur 72 gegen 82 im Jahre 1024 /25. Entwichen sind 50, darunter eine ganze Anzahl mehrmals. Diese Zahl bedeutet nicht biel bei dem offenen Charakter des Heims und dem bedeutenden Wechsel (täglich 2 bis 3 Zu⸗ und Abgänge). Die Lehrlingsabteilung hatte eine Durchschnittsbelegung von 55. Eine ganze Anzahl Lehrlinge lernte aus und machte die Gesellenprüfung. Fehlschläge waren 10 zu verzeichnen, oon denen 4 schon längere Zeit in der Aufnahme⸗ bezw. Lehrlingsabteilung waren. Gemehrt haben sich die Fälle von zu langer Arbeitszeit und übermäßiger Anstrengung der Lehrlinge. Aussprache mit dem Meister schuf überall Abhilfe. Allgemein zeigten die Meister großes Entgegenkommen und Verständnis für die oft sehr schwer zu behandelnden Burschen und waren dem Knabenheim auch erzieherisch eine gute Stütze. Städtisches Mädchen- und Kinderheim. Im Berichtsjahr wurden die baulichen Arbeiten zur Verbesserung des Hauses, insbesondere in hygienischer Hinsicht, zu einem gewissen Abschluß gebracht. Auch auf dem Gebiete der Beschäftigung der Kinder wurden Forktschritte erzielt. Aufgenommen wurden insgesamt 241 Kinder. Städtisches Schulkinderheim. Auch im Schulkinderheim sind die baulichen Ver⸗ änderungen, die bezwecken, diesen ehemaligen Krankenbau des St. Sebastiansspitals für seine Zwecke tauglich zu machen, zu einem Abschluß gelangt. Der Heimbetrieb hat bisher besonders darunter gelitten, daß das Haus zu wenig und ungenügende Wirtschaftsräume hatte. NAunmehr ist Abhilfe geschaffen. Auch die Innenräume wurden durch Neueinrichtung sehr verschönert und verbessert. Der Gesundheitszustand der Kinder war gut. Von den Kindern waren mehr als die Hälfte unehelicher Geburt, von den ehelichen stammten nur 160 8/0 aus Normalfamilien. 42 0/0 der Kinder sind zu den schweren Abnormen (Schwachbegabte und Psychopathen) zu rechnen. Lehrlingsheim. Im Berichtsjahr ist es endlich gelungen, einen Beschluß des Wohnungs⸗ ausschusses des Staotrats zu erwirken, zunächst den Ostflügel des seit 1999 für Notwohnungen beschlagnahmten 2. Stockes für seine eigentlichen Zwecke zu räumen. Dadurch wird Platz für 30 Betten geschaffen. Von den 92 Lehrlingen, die sich am Schluß des Berichtsjahres im Heim befanden, wurden 800/0 auf öffentliche Kosten aufgenommen, 160 unterstanden der Fürsorge⸗ erziehung. Die Alterszusammensetzung hat sich gegen früher verschoben. Heute überwiegen die 14-16jährigen, also die eigentlichen Lehrlinge. Der neue Gehilfe des Hausvaters (Jugend— pfleger) hatte auf dem jfugenoͤpflegerischen Gebiet viel Arbeit.