L55 ständen heben, die durch die Grossindustrie und die Maschinenarbeit hervorgerufen sind. Einen derselben haben wir schon besprochen, es sind die Wohnungsverhältnisse; aber auch hier gibt es neben den materiellen auch noch andere Factoren, die an den schlimmen Zuständen schuld sind. Der mangelnde Ordnungs- und Sauberkeits- sinn, überhaupt die ungenügende Befähigung der Arbeiterfrauen für ihren Beruf tragen hauptsächlich dazu bei, dem von der Arbeit zurückkehrenden Mann den Aufenthalt in der eigenen Wohnung zu verleiden und ihn öfter als seine Verhältnisse es ihm gestatten, ins Wirts- haus zu führen. Besonders die Unsitte ist bei den Blei- stiftarbeitern ziemlich verbreitet, von dem am Samstag abend ausgezahlten Lohn einen grossen Teil am Sonntag zu verjubeln und dann lieber die kommende Woche dafür zu darben. Eine grosse Anzahl von Festlichkeiten aller Art, besonders von sog. „Kirchweihen“, die häufig mit der Einweihung einer Kirche in gar keinem Zusammenhang stehen, bietet ihnen reichlich Gelegenheit, die während der Woche allenfalls gefassten guten Vorsätze wieder umzustossen. Es wäre der Mühe wert, einmal zu Vver- suchen, ob nicht die Verlegung der Lohnzahlung auf einen andern Tag der Woche, etwa den Mittwoch, wie in ver- schiedenen Fabriken Stettins, diesem Übelstand abhelfen würde. Denn der Einwand, „wenn die Arbeiter am Sonn- tag weniger Geld haben, so borgen sie mehr“ ist nicht stichhaltig, vielmehr bildet nur die grössere Summe baren Geldes, die sie am Samstag abend und Sonntag in der Hand haben. die Versuchung zu jenen zu grossen Ausgaben, Der geringen hauswirtschaftlichen Befähigung der Frauen lässt sich freilich nicht so einfach und schnell ab- helfen. Bestrebungen, die hierin eine Besserung hervor- bringen wollen, werden mit langsamen Erfolgen zu rechnen haben. Es werden die jungen Mädchen, die in den Fabriken