Objekt: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1920/21. (1. April 1920 bis 31. März 1921) (1920/21,1 (1921))

Soziale Fürsorge 
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mappen für die einzelnen Berufe, die sie auch regelmäßig ergänzen durch Beiträge aus den 
von ihnen gelesenen Fachzeitungen. Diese Vertrauensleute aus der Praxis sind bei Bedarf 
auch die Auskunftspersonen für die beratenden akademischen Lehrkräfte, empfangen die Eltern 
mit ihren Söhnen oder Töchtern zur persönlichen Beratung und sprechen inElternabenden 
über die Verhältnisse ihrer Berufe. Solche Abende wurden 4 für die Schüler, 3 für die Schüle— 
rinnen höherer Lehranstalten und deren Eltern abgehalten. Sie erfreuten sich alle eines außer— 
ordentlich starken Besuches. 
Nachdem sich diese Einrichtung im städtischen Berufsamte Nürnberg mehrere Jahre 
hindurch gut bewährt hatte, stellte der Direktor des Amtes als Landesberufsberater durch das 
Ministerium für Soziale Fürsorge an das Ministerium für Unterricht und Kultus den Antrag, 
es möge in Bayern allgemein so verfahren werden. Das Ministerium ist darauf grundsätzlich 
auch eingegangen und es ist demnächst eine Entschließung zu erwarten, nach welcher 
voraussichtlich in den großen und mittleren Städten, aber für alle örtlichen Anstalten gemein— 
schaftlich, je 1I, 2D oder mehrere Lehrkräfte zur persönlichen Beratung an das jeweilige städtische 
Berufsamt abgeordnet werden, unter entsprechender Entlastung in ihrem Hauptamte. Diese 
ehrenamtlichen Berater könnten sich dann ihrer Aufgabe in gründlicherer Weise widmen als 
bisher. Daneben käme an jeder einzelnen Schule ein Bertrauensma nen zur Aufstellung, 
der für seine Anstalt und deren ratsuchende Zöglinge die engste Verbindung mit seinen, die 
individuelle Beratung ausübenden Kollegen aufrecht zu erhalten, alle Fragen der Berufsberatung 
für seine eigene Schule zu bearbeiten hätte. 
Im städtischen Berufsamte häufen sich die Fälle der Beratung von Jugendlichen, welche 
einer besonderenpflegerischen Fürsorge bei der Beurteilung und bei dem 
Unterbringen in Lehrstellen bedürfen. Wir denken dabei zunächst an die aus den Hilfsklassen 
und aus den 5. und 6. Klassen austretenden Kinder beiderlei Geschlechts. Weiter sind unserer 
Obhut mitunterstellt Schützlinge der Jugendfürsorge, die Mündel des Berufsvormundes, die 
Zöglinge des städtischen MWaisenhauses und der Krippenanstalten sowie die Kinder der Krieger— 
witwen. Es fällt in den Bereich der von uns geübten Berufspflege weiter die Vermittlung 
von Lehrgeldbeihilfen, Berufskleidung, laufender Unterstützung usw. für Unbemittelte. 
In der gegenwärtigen Zeit kommt es auch nicht selten vor, daß Lehrlinge ihre Lehrstellen 
leichtfertig verlassen. Auf diese Jugendlichen ist besonderer Einfluß zu nehmen. 
Nicht leicht ist auch die Beschaffung offener Stellen für er wer bsbeschränkt e 
oder sittlich gefährdete Lehrlinge und Lehrmädchen. Dabei gilt es, 
die geeigneten Lehrherren hier und auswärts zu ermitteln und für ihre nicht leichte Aufgabe 
zu gewinnen und sodann das Berufsschicksal der Jugendlichen zu verfolgen. Diese jugend- und 
berufspflegerische Aufgabe nimmt in einer Großstadt von Jahr zu Jahr, besonders in den gegen— 
wärtigen Zeitläuften, an Umfang immer mehr zu, so daß es unmöglich ist, sie inmitten der zahl— 
reichen, nach mehreren Tausenden zählenden normalen Berufsfälle zu erledigen. Es schwebt 
uns deshalb der Plan vor, eine besondere Abteilung für die in Rede stehenden Jugend— 
lichen beim Berufsamte zu schaffen. Der Versuch wurde in ehrenamtlicher Besetzung gemacht, 
indem ein tüchtiger, sehr geeigneter Hilfsschullehrer mit der Funktion betraut worden war. 
Leider hat der Herr aus Gründen, die außerhalb des Amtes zu suchen sind, seine segensreich 
begonnene Tätigkeit wieder niedergelegt. 
. Die Lehrstellenvermittlung bereitete auch im abgelaufenen Geschäfts— 
jahre große Schwierigkeiten. Als erfreulich kann gebucht werden, daß eine erhebliche Zahl 
von Jugendlichen, welche in der Kriegsindustrie gearbeitet hatten, nachträglich trotz vor— 
geschrittenen Alters noch zur Erlernung eines Berufes überredet werden konnten. 
Mit Bedauern muß allerdings festgestellt werden, daß ihre Unterbringung in Lehrstellen sich 
zumeist außerordentlich schwierig gestaltete, da die Lehrherren im allgemeinen diese Bewerber
	        
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