Fur die Volksliteratur des sechzehnten und sieb-
zehnten Jahrhunderts sind die naturhissstorischen Ereig—
nisse dieser Zeit von nicht geringer Bedeutung ge—
blieben. Das Volk vergnügte sich an der Auslegung
solcher Erscheinungen, es liebte über deren Bedeutung
und Folgen Betrachtungen anzustellen, ohne sich aber
den Meinungen Anderer zu verschliessen, ja es ver-
langte sogar darnach. Das Broschürenwesen, das um
diese Zeit seinen Höhepunkt erreicht hatte, Kam diesen
Verhältnissen nur entgegen, und so rief jedes Ereignis
dieser Art eine ansehnliche Literatur hervor, die sich
in streng fachwissenschaftliche, populäre und poetische
Schilderungen teilen lässt. Namentlich die Himmels-—
erscheinungen erregten das Gemüth des Volkes und
beschäftigten die Broschürenschreiber; die geringste
Veränderung am Himmelszelte: eine aussergewöhnliche
Färbung des Firmamentes oder der WMolken, eine
soltene astronomische Erscheinung brachte Aufregung,
ja Unrube in das Volk. Sofort erschien eine „newe
Zeitung“ über das wunderliche Ereignis; sie wurde
in den Nachbarsstädten nachgedruckt und hielt nun
ihren Rundlauf durch Deutschland, indem in jeder
neuen Auflage Holzschnitt und Text gräulicher ge—-
färbt wurden und endlich aus einer Doppelsonne ein
schreckendes Bild wurde: die Sonne umgeben von
blutenden Köpfen, brennenden Fackeln und Kränzen.