Metadaten: Hendrik Herp: Spiegel der Vollkommmenheit, obd., 2. Teil – Nürnberg, STN, Cent. VI, 96

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ist's alles eins, sie haben dich einmal, also thust du, als 
wär' dein Gewissen nicht bewegt. Als nun Elias vom 
Gaule herab vernahm, wie das Volk stritt, ob der Eppelein 
sich loskaufen könne oder geköpft, gehängt werde oder nur 
eingesperrt, rief er darunter hinein: „Er stehe gut, daß es 
ihm ans Leben gehe.“ Diese vorlaute Sprach' ärgerte 
viele, hätten den Elias bald vom Rosse gerissen, und er 
mochte noch so oft schreien, er habe den Eppelein gefangen 
und sie sollten ihm doch dankbar sein, so half das alles 
wenig, denn sie haßten die Juden und den Elias schon gar. 
Als nun Eppelein im obern Schloßring vor dem 
Grafen stand, fuhr ihn der an: „Haben wir Euch 
endlich?!“ 
Sagte Eppelein: „So scheint's fast, noch glaub' ich's 
aber nicht! Was geschieht nunmehr?“ 
„Ihr verdient den Tod,“ antwortete der Burggraf, 
„und sollt billig hängen!“ 
„Das kann wohl sein,“ sagte Eppelein, „wenn Ihr 
mich aber am Leben laßt, ist's mir lieber, denn ich bin 
noch bei guter Gesundheit und sonst auch gar nicht meines 
Daseins satt. Also ist's mir gerade, wie Euch und jedem 
andern ehrlichen Mann!“ 
„Ihr frecher Junker!“ rief der Burggraf, „ist Euch 
so wohl in Euerer Haut, daß Ihr jetzt noch höhnt und 
Euch mit mir vergleichen wollt? Schweigt und macht 
Euch bereit, zu sterben!“ 
„Auch recht,“ sagte Eppelein, „hab ich dann doch 
eine schöne Leichenfeier, dabei der Wolf von Wurmstein 
und meine anderen Freunde die Pechfackeln nachtragen, 
daß man das Nürnberg bis auf zwanzig Stunden weit 
funkeln sieht,“ 
„Das sollen sie wohl bleiben lassen!“ fiel der Burg— 
graf ein. 
„Ja, das sag ich auch,“ entgegnete Eppelein, „aber 
ob sie's nicht doch thun, weiß man eben nicht!“ 
„Ihr müßt sterben!“ donnerte jetzt Herr Ulrich, 
welcher bei Herrn Tetzel und den Ratsleuten stand. 
„Vorerst gebt aber unsere Habe heraus, sonst wird's Euch 
noch schlimmer ergehen!“
	        
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