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fall und tiefe Erniedrigung nicht länger verschwei—
gen kann. Legt er sich die Frage vor: Ists Ohn⸗
macht der Deutschen, die verheerende feindliche
Durchzüge und Angriffe nicht abwehren können, so
fällt die Antwort allerdings verneinend aus.
Denn, noch heute hat der deutsche Staatskörper
kraftvolle Glieder, die iedem feindlichen Angriff
gewachsen und Gewalt mit Gewalt zu vertreiben,
im Stand sind. Woher aber diese Lahmung und
Unthätigkeit? Ach! hier steht mir das Bild einer
Armee vor den Augen, deren Anführer unter sich
selbst nicht einig sind, die dadurch dem Feind die
Blöse zeigen, und durch die Verstimmuug ihrer
Gesinnungen sich Tod, oder Gefangenschaft zu—
ziehen. Diesen Umstand wußte Frankreichs Herr—
scher mit dem glücklichsten Erfolg zu benützen.
Daher seine Siege, sein ganzes Uebergewicht auf
dem vesten Lande. Hätten die größten Höfe in
Deutschland nur seit dem Luneviller Frieden ihr
wechselseitiges Interesse einer nähern Verbindung
aufgeopfert, und die Sicherheit des deutschen
Staats durch unaufhörliche Spannungen dem
Feind nicht selbst verrathen, so würde er weder
die ihm gelungenen raschen Angriffe gewagt, noch
seine Absichten so geschwinde erreicht und in dem
erniedrigten Deutschland so vesten Fuß gefaßt ha—
ben.