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Lebhaftigkeit der Vorgänge“ wahrnehme, daß aber „die nationale
Einfalt und Ehrbarkeit des Hans Sachs“ verschwunden sei. 1
Verfolgen wir die Spuren Hans Sachsens an der Wende des
16. und 17. Jahrhunderts weiter, so wird das Bild, das sich dabei
ergibt, ein recht mannigfaltiges. Nach Südwestdeutschland haben
seine Werke offenbar zahlreich Eingang gefunden und vor allem
sind es Männer mit gelehrten Studien, die an Hans Sachs nicht
achtlos vorübergehen, darunter auch solche, die den Weg der Poesie
nur nebenher betreten. Zunächst ist da Hans Sachs in dem
grobianisch-grotesken Kreise zu finden, aus dem die Gestalt Johann
Fischarts hervorragt. Hier hat eine bestimmte Verwandtschaft
in der Gedankenrichtung die Verbindung hergestellt. Auch Hans
Sachs wußte die Schwächen und Gebrechen der menschlichen Ge-
sellschaft satirisch zu beleuchten und verschmähte es auch nicht,
ein grobianisches Bild zu zeichnen. Bereits längere Zeit vor dem
Erscheinen des Dedekind-Scheitschen Grobianus hatte er seine
„tisch-zucht“ verfaßt (datiert 14. Juli 1534). Bei Scheit, dessen
Werke mehrfach die Einwirkung Hans Sachsens verraten, ?* erscheint
einmal allerdings mit etwas zweifelhaftem Lobe „der weitberhömpte
Teutsche Poet Hans Sachs von Nürnberg“.? Wendelin Hellbach,
Pfarrer zu Eckhardtshausen in Hessen, der die Scheitsche Übersetzung
von Dedekinds Grobianus — zuerst in Frankfurt 1567 * — neu bear-
beitet erscheinen ließ, rechnet in der Vorrede Hans Sachs mit Alberus,
Paul Rebhun und Kaspar Scheit zu jenen Leuten, die eine
„Ssonderliche Gratiam, Teutsche Reimen zumachen“. hesitzen.® Es
]l Devrient, Gesch. der deutschen Schauspielkunst 1, S. 156; vgl.
auch Scherer, Gesch. der deutschen Literatur, 8. Aufl., S. 312.
? Vgl. den Artikel Kaspar Scheit von Philipp Strauch in der Allg, d.
Biographie 30, Leipzig, 1890, S. 725 — 726.
3 Vgl. „Ein kurtzweilige Lobrede von wegen des Meyen, mit ver-
gleichung des Frülings und Herbsts. Beschriben durch Casparum Scheidt
von Wormbs“, am Schlusse: „Getruckt zu Wormbs, durch Gregorium Hof-
mann“ (1351), S. 34. Scheit zitiert — aber nicht genau — aus „Ein
kampff-gesprech zwischen wasser und wein“, vgl. Hans Sachs, he. von
Keller, 4, 249.
*Goedeke 22, 457 (4).
5 Vgl. Grobianus und Grobiana ... durch Wendelinum Hellbachium.
Anno MDLXXXVI, 8. 4 der Vorrede. Ich benutzte diese Ausgabe vom
Jahre 1586: die Vorrede ist vom 1. Oktober 1566 datiert.