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Vor der morgen rot urlab nume,
Leander und wider haim schwume.
Nach dem der jung vast all nacht kome
Zw seiner liebhaberin schwame,
Von Sesto, seinem vatterlant
Stil, das es innen wurt nimant,
Pis im das untrew wanckel glu ecke
Kuertzlich vpeweist sein neidisch du ecke,
Als sich pegab nun winters zeit
Das meer mit ungestuemikeit
Durch kalte wint sich stecz aufpliese,
Doch Leander nicht unterliese
Zw schwimen zw der liebsten sein,
Wagt sich vast alle nacht darein.
Eins nachtz ergrieff in ein sturm winde,
Das liecht im thueren lasch geschwinde.
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Das meer wurt wuetig allesander,
Die wellen schluegen gen einander
Hoch wie die perg mit lawtem hall
Mit schro cklich prawsendem abfall,
Leander nicht mehr schwimen kunde,
Erstart und mu’ed sanck er zw grunde
Nach dem warff in das mer zw lande
Unden an thueren obgenande;
Als nun die morgenro t anprach,
Ero unter dem thuren sach,
Iren liebhaber plaich ertruncken,
In dieffem mer do tlich versuneken.
Zuhant sie aus dem thuren sprung
Umbfieng iren liebhaber jung,
Sprach: „hastw dein leib umb mich geben.
Mag ich an dich auch nimer leben“
Mit im sie auch zw grunde sanck
Frey williclichen und erdranck.
Wo noch unelich lieb entprende,
Lest sie nach ir ein draurig ende.
Anno salntis 1511. am 29. tag May