Objekt: Studien zu Hans Sachs (Band 2)

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Medusa einfach mit „schwert und schild“ überwunden, der 
mythologische Dichter lässt den Helden, den er erheben will, 
allein das Mittel finden, um den Zauber der Gorgo an sich 
wirkungslos zu machen: Perseus schaut Medusa in der Spiegel- 
ang seines Schildes (Met. 4, 782 f.), um sie dann im Schlafe 
zu töten. Ebenso hat auch der deutsche Poet, der die Dar- 
stellung der „poeten“ aufgreift, die Ueberwindung der mit 
übernatürlichen Kräften ausgestatteten Phorkiade durch den 
Menschen Perseus besonders zu begründen, und da er die 
Darstellung Ovids nicht kennt, so gibt er eine andere Moti- 
vierung: Perseus empfängt Waffen von besonderer Beschaffen- 
heit, ein „schwert von golte clar“ (Mg.) und zum Unsichtbar- 
machen einen „eristallinen schild“ (Mg. Sp.), beides aus dem 
Tempel und aus den Händen der von Medusa schwerbeleidigten 
Göttin Minerva. Diese Angaben über Herkunft und Eigenschaft 
der Waffen sind aber von Hans Sachs keineswegs frei er- 
funden, sondern sie stammen augenscheinlich aus einem andern 
Buche Boccaccios, aus dem mythologischen Sammelwerke „de 
genealogia deorum“,. dem wir somit hier zum erstenmale be- 
gegnen, Dort ist s, 245 „de Medusa, Stennione, et Euryale, 
Gorgonibus et filiabus Phorci“, s. 246 „de Medusa, Phorci filia 
in singulari“ gehandelt, dort finden wir die Nennung Ovids 
und seines Werkes !), dort heisst es s. 245: „dum veniret Per- 
seus scuto Palladis armatus“, und später: „Quod etiam scuto 
Palladis demonstratur,. quod erystallinum erat“. Aber auch 
Boccaccio ist in dieser Darstellung nicht selbständig der Zug, 
dass Perseus einen Schild der Pallas führt, während es noch 
bei Ovid sein eigner ist, erscheint schon bei Lucian, der im üb- 
rigen der Darstellung Ovids folgt; Luc. Enhalioi dialogi XIV, 2: 
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ey Elnöva ns Mundovons. Imcian bringt zugleich den Ver- 
yleich des Schildes mit einem Spiegel. Als man nun später, 
seit dem vierzehnten Jahrhundert, die Spiegel aus Glas und 
Krystall zu fertigen begann, stiftete dieser Vergleich Ver- 
!) s, 245: dieit Ouidius; am Rande: lib. IV. Meta,
	        
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