Volltext: 1834-1884 (2. Band)

Richtigstellung des Problems. 
gefunden worden, ohne Aufklärung von sich geben zu können, so 
hätte man es wirklich mit der verbrecherischen Entledigung eines 
Unglücklichen zu thun gehabt. Daumer „enthüllte“ 1859 u. a., daß 
die Kindheitsgeschichte von Cyrus und Astyages, Perseus, Theseus, 
Jon, Miletos, Agathokles, Romulus und Remus wirkliche Vorgänge 
zewesen sind; daß ein 10- bis 11-jähriger, von einer Wölfin mit 
drei Wolfsjungen erzogener Knabe (f 1850) in Indien auf Händen 
und Füßen lief, sich so schnell wie die Wölfe fortbewegte, heulte und 
biß, äußerst schmutzig war, keine Kleider an sich duldete, nie lachte, 
keinen artikulierten Laut hervorbrachte; daß ein bis in sein 16. Jahr 
in einem Schweinestall erzogenes Mädchen zu Salzburg, das viele 
Jahre mit übereinandergeschlagenen Beinen gesessen hatte, wie ein 
Schwein grunzte, und daß ihr das eine Bein ganz verbogen war; 
daß der eingekerkerte Sohn eines Pfarrers und seiner Haushälterin 
an der Befreiung starb: die abgemagerten Glieder waren wie mit 
einem bräunlichen Leder umzogen, die Nägel an Händen und Füßen 
glichen den Krallen des Raubtiers. „Ich zweifle nicht daran, „sagt 
Daumer, „daß dergleiche Dinge schon hundertmal dagewesen, aber 
nicht zu-Tage gekommen seien . . . und schon Feuerbach bemerkt, 
daß Fälle der Art in gewissen Gegenden gar nichts Seltenes seien.“ 
Gewiß, aber Feuerbach und Daumer übersahen, daß alle solche Fälle 
nicht eine Bestätigung, sondern im Gegenteil eine Widerlegung 
des Hauserschen Einkerkerungsmärchens bilden. Wenn z. B., wie 
der indische Währwolf, so auch Kaspar keinen artikulierten Laut 
von sich gegeben hätte, so wäre Daumers Citat, ob historisch oder 
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scheint er mir aber tadelhaft zu sein. Doch — da die Hauptsache fselbst mir 
niemals eine Erdichtung oder Betrügerei zu sein schien (sonst hätte ich ganz anders 
geschrieben und gehandelt) und da sie mir noch immer so erscheint, wie früher, so 
ist die Frage nur, wie viel man von der Erzählung glauben kann und soll.“ 
Stanhope, Hickel und Meyer lasen übrigens Merkers Kritik erst nach Hausers 
Tod, was ihrer vollständigen Heilung sehr förderlich gewesen ist. „Es 
scheint kein Beweis oder irgend ein vernünftiger Grund zu dem Verdachte vorzu— 
liegen, schrieb Stanhope den 13. Juni 1834 an König Ludwig, daß die mit dem 
früheren Leben Kaspar Hausers verbundenen Umstände derart sind, um eine 
Kriminal-Untersuchung zu begründen, oder überhaupt etwas mehr als eine polizei— 
liche Nachforschung.“
	        
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