Richtigstellung des Problems.
gefunden worden, ohne Aufklärung von sich geben zu können, so
hätte man es wirklich mit der verbrecherischen Entledigung eines
Unglücklichen zu thun gehabt. Daumer „enthüllte“ 1859 u. a., daß
die Kindheitsgeschichte von Cyrus und Astyages, Perseus, Theseus,
Jon, Miletos, Agathokles, Romulus und Remus wirkliche Vorgänge
zewesen sind; daß ein 10- bis 11-jähriger, von einer Wölfin mit
drei Wolfsjungen erzogener Knabe (f 1850) in Indien auf Händen
und Füßen lief, sich so schnell wie die Wölfe fortbewegte, heulte und
biß, äußerst schmutzig war, keine Kleider an sich duldete, nie lachte,
keinen artikulierten Laut hervorbrachte; daß ein bis in sein 16. Jahr
in einem Schweinestall erzogenes Mädchen zu Salzburg, das viele
Jahre mit übereinandergeschlagenen Beinen gesessen hatte, wie ein
Schwein grunzte, und daß ihr das eine Bein ganz verbogen war;
daß der eingekerkerte Sohn eines Pfarrers und seiner Haushälterin
an der Befreiung starb: die abgemagerten Glieder waren wie mit
einem bräunlichen Leder umzogen, die Nägel an Händen und Füßen
glichen den Krallen des Raubtiers. „Ich zweifle nicht daran, „sagt
Daumer, „daß dergleiche Dinge schon hundertmal dagewesen, aber
nicht zu-Tage gekommen seien . . . und schon Feuerbach bemerkt,
daß Fälle der Art in gewissen Gegenden gar nichts Seltenes seien.“
Gewiß, aber Feuerbach und Daumer übersahen, daß alle solche Fälle
nicht eine Bestätigung, sondern im Gegenteil eine Widerlegung
des Hauserschen Einkerkerungsmärchens bilden. Wenn z. B., wie
der indische Währwolf, so auch Kaspar keinen artikulierten Laut
von sich gegeben hätte, so wäre Daumers Citat, ob historisch oder
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scheint er mir aber tadelhaft zu sein. Doch — da die Hauptsache fselbst mir
niemals eine Erdichtung oder Betrügerei zu sein schien (sonst hätte ich ganz anders
geschrieben und gehandelt) und da sie mir noch immer so erscheint, wie früher, so
ist die Frage nur, wie viel man von der Erzählung glauben kann und soll.“
Stanhope, Hickel und Meyer lasen übrigens Merkers Kritik erst nach Hausers
Tod, was ihrer vollständigen Heilung sehr förderlich gewesen ist. „Es
scheint kein Beweis oder irgend ein vernünftiger Grund zu dem Verdachte vorzu—
liegen, schrieb Stanhope den 13. Juni 1834 an König Ludwig, daß die mit dem
früheren Leben Kaspar Hausers verbundenen Umstände derart sind, um eine
Kriminal-Untersuchung zu begründen, oder überhaupt etwas mehr als eine polizei—
liche Nachforschung.“