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Auch Hans Adam von Praunfalk, aus einem alten steirischen
Geschlecht, verließ 1629 die angestammte Heimat mit seiner zweiten
Gattin Regina, geborenen Freiin von Rattmanstorf, um in der
Fremde dem teuren Glauben treu bleiben zu können. Die Ritter
von Praunfalk besaßen in Steiermark die Herrschaften Neuhaus
jetzt Trautenfels genannt — Falkenburg, Forchtenstein und
Weyer, von welch letzterer Besitzung ihnen der Freiherrntitel über—
kommen war.
Aber nur bis Graz, der Hauptstadt des Landes, gelangten
sie zunächst; denn dort kam die junge Ehefrau in Kindesnöte
und gebar am 8. Mai 1629 ihr erstes Kind, eine Tochter, die
in der Hochburg der Jesuiten gezwungenermaßen katholisch getauft
wurde uͤnd den Namen Helena Elisabeth erhielt.
Als das Kind sieben Wochen alt war, setzten die Eltern die
Reise fort und fanden in Nurnberg im Sommer desselben Jahres
ein Afyl, wie viele andre der ihnen verwandten und befreundeten
Familien.
Der Freiherr von Praunfalk war reich, trotzdem ihm die
Einkünfte von seinen Besitzungen in den österreichischen Erblanden
möglichst gekürzt wurden; er konnte daher nicht nur das hohe
Schutzgeld, das diese sogenannten Exulantenfamilien dem Rate
der Stadt zahlen mußten, ohne Mühe erlegen, sondern er durfte
auch noch ein sorgenfreies Leben führen und sich dasselbe so an—
genehm gestalten, wie es seine schwächliche Gesundheit gestattete.
Zur Unterbringung seiner zahlreichen, ihm in Nürnberg ge—
borenen Kinder und seiner Dienerschaft hatte er das Harßdorffsche
Haus an dem Roßmarkt, jetzt Adlerstraße Nr. 9, gemietet, dessen
berühmt schöner Erker der Stadt lange zur Zierde gereicht hat.
Außerdem wissen wir, daß er ein großes Gartengrundstück mit
einem Landhause vor den Thoren der Stadt besaß.
Seine Gattin hatte ihm elf Kinder, 8 Söhne und 8 Töchter,
geschenkt, von denen die älteste, Helena Elisabeth, zur Zeit unsrer
Erzaͤhlung zwanzig Jahre, die jüngste, Barbara, sechs Jahre zählte;
die Söhne waren im zarten Kindesalter bereits verstorben, die
munteren Töchter dagegen waren alle am Leben geblieben.
Für die Kinder des Freiherrn von Praunfalk war der große
Garten eine wahre Wohlthat. Hierher konnten die jüngeren
Töchter mit ihren Gespielinnen dem engen Stadthause entfliehen
und, nach Herzenslust herumtollen. Hier hinaus wanderten
die älteren mit ihren Freundinnen, oft begleitet von der Freifrau,
und verbrachten den Vor- oder Nachmittag bei einer Handarbeit