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Die Anstalten der Jugendfürsorge, Das Knaben-
‚ei ‚Wespennest Y, war dauernd so stark, wie noch
nie seit seınem Bestehen in Anspruch genommen. Trotzdem durch
Außerste und bis an die Grenze des Mögiichen gehende Ausnützung
des Raumes die Bettenzahl auf 42 gesteigert wurde, war das Heim
sehr häufig überfüllt. Es ergaben sich aus diesem Zustand keine
zeringen erzieherischen Schwierigkeiten, Die bauliche Ungeeignet
jeit des Heimes und der davon herrührende Op ze en geeigneter
Beschäftigungsmöglichkeit, das Fehlen des Mindestmaßes an kör-
perlicher Bewegung hatte zur Folge, daß sich Entweichungen oft
raffiniertester Art häuften. .
‚Auch das Mädchen- 0 nd Kinderheim,
Treibberg 9, litt an dauernder Überfüllung. Die Gesamtzahl der‘
Betten Seträgt 32, Belegungen bis zu 45 waren aber keine Selten-
heit. Die Zahl der volksschulentlassenen Mädchen, die eigentlich
nur in ganz kleiner Zahl ins Mädchenheim gehören, stieg einmal
bis auf 10. Jm Laufe des Jahres wurden in dem Heim 296 Kinder
ait zusammen 13944 Verpflegstagen untergebracht.
Die Verpflegssätze im Knaben-, sowie Mädchen- und Kinder-
heim betrugen ab 1. April 1922 12 Mark und ab 16. Februar 1923
1100 Mark. . . .
Das Schulkinderheim,Großweiden-
nühlstraße 49, das ja im Gegensatz zu den beiden erst-
zenannten Heimen eine Anstalt für Dauererziehung ist,hat in er-
zieherischer Hinsicht zweifellos Fortschritte SP ge0äl, 36 In
Heim regelmäßig veranstalteten Elternabende und das Bestreben
jer Leiterin, stete Verbindung zwischen Heim und Elternhaus zu
halten, knüpften das Band zwischen Schule und Eltern noch enger.
Srnsthafte Krankheiten kamen im Heim nicht vor. Außer den regel-
mäßigen großen Ausflügen, die das Heim mit den Kindern unternahm,
zelang es durch das freundliche Entgegenkommen von Frau Marie
Heber in Hüttenbach, dort eine Ferienkolonie für
jas Heim zu gründen; Der Landaufenthalt trug wesentlich zur kör-
perlichen und geistigen Gesundung der Kinder bei. Als unsere Kin-
der wieder aus Hüttenbach schieden,hatten sie sich die Sympathien
der ganzen Bevölkerung erworben. Da in dem Heim sich eine größere
Zahl schwererziehbarer Kinder befindet, war die regelmäßige Mit-
arbeit des Arztes der Jugend fürsorge in erzieherischer Hinsicht
von großem Nutzen. Trotz der schlechten Allgemeinlage ist es ge-
lungen, dem durch die übermäßige Größe und Höhe der Räume wenig
entsprechenden Jnnern des Heims durch zweckmäßigen Ausbau einen
freuhdlicheren Charakter zu geben.
Das Jugendhaus der Stadt Nürnberg
Adam Kleinstraße 6 (Lehrlings- und Jungmännerheim)
sah sich durch die immer steigende Nachtrags Dach Plätzen gend-
tigt, seine Bettenzahl auf 77 zu erhöhen. Dies war nur möglich
Jurch Jnbenützungnahme von Räumen im Dachstock, die bescheidenen
A noch genügen: Trotzdem konnten viele Gesuche um
Aufnahme nicht berücksichtigt werden. Jm Berichtsjahr wurde die
aus dem Jahre 1914 stammende Hausordnung durch Neubegrbeitung den
heutigen Verhältnissen angepaßt. Hervorzuheben ist aus der neuen
Jausordnung die Bestimmung, daß das Jugenühaus als Einrichtung der
städtischen Jugendwohlfahrt nicht dazu da ist, um gutverdienenden
jungen Leuten eine billige Unterkunft zu gewähren, sondern‘ vor
allem, um strebsamen jungen Menschen die Berufsausbildung zu ermög-
lichen und ihnen zugleich das_Elternhaus zu ersetzen.‘
Jm Sommer 1922 wurde im Hofe des Jugendhauses eine Baracke
arrichtet zur Aufnahme von durchreisenden Handwerksgeseilen. Der
linke Flügel der Baracke ist für die männlichen Jugendwanderer
bestimmt, die bisher in der Turnhalle des Jugendhauses übernach-
tet haben, woselbst nun die Mädchen unter RS bracht sind. Jn der
Handwerksgesellenherberge werden nur solche Wanderer aufgenommen,
die im Besitze einer von einer Gen SEE EA AT ERDE ESEL CD Eusge-
stellten Schlafkarte sind. Das unmittelbare Nebeneinander von
Nandervögeln und Handwerksgesellen begegnet gewissen Bedenken und