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Ordnung zu bringen sei, damit nicht ein Jeder thue, was er wolle. Die
Herren vom Banko und von der Rüge beschleunigten nun ihr Gutachten,
unnd am 17. Januar 1659 konnte demgemäß der Rat die Errichtung eines
Tabakschauamts mit einem Amtmann, Schreiber und Schauer und mit
Einführung eines Schaugelds beschließen. Ohne vorhergehende Schau
sollte nichts verkauft werden. Ende des Jahres wurde dann Lukas Dillherr
als Tabakschauamtmann angestellt, dem ein Schauer namens Paulus Fechter
heigegeben wurde.
Außer der Schau lag es ihm noch ob, die kleineren Händel und An—
stände, die unter den Tabakarbeitern häufiger vorkamen, beizulegen.
Wider Versprechen traten die Arbeiter aus dem Dienst und liefen zu
andern, auch war viel Zank und Streit, besonders zwischen den Kindern.
Mit all diesen lästigen Angelegenheiten die Bürgermeister zu überladen,
ging nicht an, und so wurde denn am 29. Nov. 1659 beschlossen, solche
Fälle von geringerer Bedeutung dem Tabakamtmann zur Entscheidung und
Bestrafung zu überweisen. Schmähhändel, Schlägereien und Verwundungen
hei Erwachsenen aber, die größere Bestrafungen nach sich zogen, sollten
vor den Bürgermeister gebracht werden. Es war bei den Tabakarbeitern
ein tolles und ungezügeltes Wesen eingerissen. Trotz allen Zu—
sprechens und Abmahnens trieben sie, wie sich der Ratserlaß vom
21. Januar 1660 ausdrückt, „allerlei Insolenz und Ungebühr, sonderlich
das Junggesindlein“. Sie verdarben die Arbeit, waren sonst unfleißig
und liefen auf Zureden gar aus dem Dienst. Da nun alle dergleichen
Anordnungen vor die Bürgermeister gebracht und mit Gefängnis bestraft
werden sollten, was viel Zeit und Mühe gekostet und die Arbeit in hohem
Maße beeinträchtigt hätte, so wandten sich die Tabakhändler an den Rat
mit dem Ersuchen, es möge ein Schnabel ) angefertigt und zur Mehrung
des Schreckens den Schuldigen durch einen Knecht angelegt werden.
Besonders das junge unbändige Gesinde sollte eine oder mehrere Stunden
in demselben büßen. Der Rat überließ es den Deputierten zum Tabak—
schauamt, ob sie einen solchen Schnabel machen und ihn den Arbeitern in
allen Werkstätten mit ernster Warnung zeigen und auch den Schuldigen
anlegen lassen oder auf ein anderes Züchtigungsmittel bedacht sein
wollten. Weiterhin aber sollten sie die Errichtung eines Spinn- und
Zuchthauses in Erwägung ziehen, wozu sich gerade jetzt infolge der
Unzuträglichkeiten, die sich beim Tabakmachen ergäben, eine gute Gelegenheit
bbte. Es könnten dann jene, bei denen die erwähnten Züchtigungsmittel
nicht verfangen wollten, eingesperrt und härter gehalten werden.
Wenige Tage später (27. Januar) beschloß der Rat, man solle ohne
weiteren Verzug auf Errichtung eines Spinn- und Zuchthauses bedacht sein
PEiserne Maske, welche sonst bösen Weibern vor das Gesicht gelegt wurde.