Volltext: Festschrift gewidmet den Teilnehmern an der 32. Wanderversammlung Bayerischer Landwirthe in Nürnberg vom 12.-14. Mai 1895

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Ordnung zu bringen sei, damit nicht ein Jeder thue, was er wolle. Die 
Herren vom Banko und von der Rüge beschleunigten nun ihr Gutachten, 
unnd am 17. Januar 1659 konnte demgemäß der Rat die Errichtung eines 
Tabakschauamts mit einem Amtmann, Schreiber und Schauer und mit 
Einführung eines Schaugelds beschließen. Ohne vorhergehende Schau 
sollte nichts verkauft werden. Ende des Jahres wurde dann Lukas Dillherr 
als Tabakschauamtmann angestellt, dem ein Schauer namens Paulus Fechter 
heigegeben wurde. 
Außer der Schau lag es ihm noch ob, die kleineren Händel und An— 
stände, die unter den Tabakarbeitern häufiger vorkamen, beizulegen. 
Wider Versprechen traten die Arbeiter aus dem Dienst und liefen zu 
andern, auch war viel Zank und Streit, besonders zwischen den Kindern. 
Mit all diesen lästigen Angelegenheiten die Bürgermeister zu überladen, 
ging nicht an, und so wurde denn am 29. Nov. 1659 beschlossen, solche 
Fälle von geringerer Bedeutung dem Tabakamtmann zur Entscheidung und 
Bestrafung zu überweisen. Schmähhändel, Schlägereien und Verwundungen 
hei Erwachsenen aber, die größere Bestrafungen nach sich zogen, sollten 
vor den Bürgermeister gebracht werden. Es war bei den Tabakarbeitern 
ein tolles und ungezügeltes Wesen eingerissen. Trotz allen Zu— 
sprechens und Abmahnens trieben sie, wie sich der Ratserlaß vom 
21. Januar 1660 ausdrückt, „allerlei Insolenz und Ungebühr, sonderlich 
das Junggesindlein“. Sie verdarben die Arbeit, waren sonst unfleißig 
und liefen auf Zureden gar aus dem Dienst. Da nun alle dergleichen 
Anordnungen vor die Bürgermeister gebracht und mit Gefängnis bestraft 
werden sollten, was viel Zeit und Mühe gekostet und die Arbeit in hohem 
Maße beeinträchtigt hätte, so wandten sich die Tabakhändler an den Rat 
mit dem Ersuchen, es möge ein Schnabel ) angefertigt und zur Mehrung 
des Schreckens den Schuldigen durch einen Knecht angelegt werden. 
Besonders das junge unbändige Gesinde sollte eine oder mehrere Stunden 
in demselben büßen. Der Rat überließ es den Deputierten zum Tabak— 
schauamt, ob sie einen solchen Schnabel machen und ihn den Arbeitern in 
allen Werkstätten mit ernster Warnung zeigen und auch den Schuldigen 
anlegen lassen oder auf ein anderes Züchtigungsmittel bedacht sein 
wollten. Weiterhin aber sollten sie die Errichtung eines Spinn- und 
Zuchthauses in Erwägung ziehen, wozu sich gerade jetzt infolge der 
Unzuträglichkeiten, die sich beim Tabakmachen ergäben, eine gute Gelegenheit 
bbte. Es könnten dann jene, bei denen die erwähnten Züchtigungsmittel 
nicht verfangen wollten, eingesperrt und härter gehalten werden. 
Wenige Tage später (27. Januar) beschloß der Rat, man solle ohne 
weiteren Verzug auf Errichtung eines Spinn- und Zuchthauses bedacht sein 
PEiserne Maske, welche sonst bösen Weibern vor das Gesicht gelegt wurde.
	        
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