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Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. 11.
Die Magd stützt beide Hände in die Seiten und spricht:
Das ist erlogen in deinen Hals!
Erst sahst in mir nur Gutes du,
So lang' ich heimlich dir trug zu
Und vol dir füllte Hals und Taschen,
Damit du schlemmen könnt'st und naschen.
Jetzt, wo ich nicht mehr mit dabei
Und dir versagt die Schlemmerei,
Willst — nicht mehr haben hier.
Die Frau schreit:
Du Waschmaul, weißt nicht mehr von mir?
Sag's und thu's zum Meister tragen!
Die Magd:
Ich wüßte wohl noch eins zu sagen,
Daäs dem die Augen müßt' ausbeißen.
die Frau schlägt in die Hände, fletscht die Zähne und spricht:
Du Schlang', ich möchte dich zerreißen!
Verlorest doch ein Eisen du,)—
Wie du mir selbst gestanden zu!
Ich habe so 'was nie begangen.
Die Magd:
Wir trügen wohl Wasser an einer Stangen,?)
Wir alle zwei, das glaube mir.
Die Frau:
Du Balg du, wer trägt wohl mit dir?
Die Magd:
Gleich du!
Wozu?
Die Frau:
Die Magd:
Zu jenem, du weißt es selber wohl.
Willst du, daß ich's deutscher sagen soll?
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M) Bezeichnung für gefallene Mädchen. — 2) Wir taugen beide
gleich viel; vgl. Hans Sachs' dramatische Werke J, S. 197.