fullscreen: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Wenn auch Versuche gemacht wurden die lange Zeitdauer des Gerbe- 
prozesses abzukürzen, so scheiterten dieselben immer am Kostenpunkte, Ver- 
suche statt der heimischen Gerbestoffe andere anzuwenden wurden häufiger 
gemacht, und haben wir unter den ausgestellten Ledern solche von einer 
Firma vorgeführt erhalten, welche wir als völlig gelungen bezeichnen müssen; 
in wie ferne mit den einheimischen Gerbstoffen durch ratiunellere Behand- 
lung der Gerbeprozess in manchen Gerbereien abgekürzt wurde, lässt sich 
an den vorgelegten Proben nicht beurteilen, nach den uns gemachten Mit- 
teilungen jedoch bricht sich auch bei uns durch rationelleres Verfahren 
eine Abkürzung in der Gerbedauer Bahn. Die feinen Leder für Sattler 
und Wagenbau werden in keinem anderen Lande in schönerer und vorzüg- 
licherer Qualität gefertigt als bei uns. 
Eine Spezialität der Gerberei hat Bayern in der Fabrikation von 
Pergament aufzuweisen; wenn auch nur durch einen einzigen Aussteller 
repräsentiert. Die Fabrikate haben keine Konkurrenz zu schenen; dieselben 
wurden auf allen Ausstellungen mit den ersten Auszeichnungen prämliert, 
und ist unseres Wissens nur eine einzige französische Fabrik, welcher die 
gleichen Auszeichnungen zu Teil wurden. 
Koutschuk-Industrie. Die Grundlage dieser so ausserordentlich wichtig ge- 
wordenen Industrie bildet ein erhärteter Milchsaft einer ganzen Reihe verschie- 
dener Bäume die namentlich in den Wäldern Südamerika’s, ausserdem aber 
in Ostindien, auf den Inseln des ostindischen Archipels (Java, Sumatra ete.), 
auf Madagaskar, in Afrika ete. vorkommen. Hauptsächlich sind es Siphonia 
elastica, Hevea elastica, Manihot Glazovii, Ficus elastica, Ureeola elastica, 
Castilloa Vahea gummifera, welche diesen Milchsaft liefern, der durch An- 
schneiden dieser sog. Kautschukbäume gewonnen wird. Der ausfliessende 
Milchsaft wird in irdenen oder hölzernen, mit Lehm ausgeschmierten Schalen 
aufgefangen, dann über runde Thonformen gestrichen und üher Rauch ge- 
trocknet, oder auf Wasser gegossen, worauf er wie Rahm schwimmt und 
gerinnt, nach dem Gerinnen abgenommen und in der Sonne getrocknet. Der 
geschätzteste ist der in Südamerika von Siphonia elastica gewonnene und 
Para-Gummi genannte Kautschuk, welcher deshalb auch beinahe den Markt 
beherrscht. 
Der Kautschuk wird schon seit undenklichen Zeiten in Brasilien und 
Guiana von den Eingebornen zu verschiedenen Zwecken, namentlich zur 
Anfertigung von Gefässen und Schuhen verwendet, die man in roher Weise 
durch Aufstreichen des Milchsaftes auf entsprechende "Thonformen erzeugte 
und auch nach Europa gelangen liess. Der Franzose La Condamine lenkte 
bereits 1751 die Aufmerksamkeit auf diese merkwürdige Masse, allein erst 
von 1820 an wird mehr Gebrauch davon gemacht, indem man durch Zer- 
schneiden der Rohblöcke in Tafeln und Fäden und Zusammenlegen der 
frischen Schnittflächen, die bekanntlich sofort aneinander kleben. allerlei
	        
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