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Wenn auch Versuche gemacht wurden die lange Zeitdauer des Gerbe-
prozesses abzukürzen, so scheiterten dieselben immer am Kostenpunkte, Ver-
suche statt der heimischen Gerbestoffe andere anzuwenden wurden häufiger
gemacht, und haben wir unter den ausgestellten Ledern solche von einer
Firma vorgeführt erhalten, welche wir als völlig gelungen bezeichnen müssen;
in wie ferne mit den einheimischen Gerbstoffen durch ratiunellere Behand-
lung der Gerbeprozess in manchen Gerbereien abgekürzt wurde, lässt sich
an den vorgelegten Proben nicht beurteilen, nach den uns gemachten Mit-
teilungen jedoch bricht sich auch bei uns durch rationelleres Verfahren
eine Abkürzung in der Gerbedauer Bahn. Die feinen Leder für Sattler
und Wagenbau werden in keinem anderen Lande in schönerer und vorzüg-
licherer Qualität gefertigt als bei uns.
Eine Spezialität der Gerberei hat Bayern in der Fabrikation von
Pergament aufzuweisen; wenn auch nur durch einen einzigen Aussteller
repräsentiert. Die Fabrikate haben keine Konkurrenz zu schenen; dieselben
wurden auf allen Ausstellungen mit den ersten Auszeichnungen prämliert,
und ist unseres Wissens nur eine einzige französische Fabrik, welcher die
gleichen Auszeichnungen zu Teil wurden.
Koutschuk-Industrie. Die Grundlage dieser so ausserordentlich wichtig ge-
wordenen Industrie bildet ein erhärteter Milchsaft einer ganzen Reihe verschie-
dener Bäume die namentlich in den Wäldern Südamerika’s, ausserdem aber
in Ostindien, auf den Inseln des ostindischen Archipels (Java, Sumatra ete.),
auf Madagaskar, in Afrika ete. vorkommen. Hauptsächlich sind es Siphonia
elastica, Hevea elastica, Manihot Glazovii, Ficus elastica, Ureeola elastica,
Castilloa Vahea gummifera, welche diesen Milchsaft liefern, der durch An-
schneiden dieser sog. Kautschukbäume gewonnen wird. Der ausfliessende
Milchsaft wird in irdenen oder hölzernen, mit Lehm ausgeschmierten Schalen
aufgefangen, dann über runde Thonformen gestrichen und üher Rauch ge-
trocknet, oder auf Wasser gegossen, worauf er wie Rahm schwimmt und
gerinnt, nach dem Gerinnen abgenommen und in der Sonne getrocknet. Der
geschätzteste ist der in Südamerika von Siphonia elastica gewonnene und
Para-Gummi genannte Kautschuk, welcher deshalb auch beinahe den Markt
beherrscht.
Der Kautschuk wird schon seit undenklichen Zeiten in Brasilien und
Guiana von den Eingebornen zu verschiedenen Zwecken, namentlich zur
Anfertigung von Gefässen und Schuhen verwendet, die man in roher Weise
durch Aufstreichen des Milchsaftes auf entsprechende "Thonformen erzeugte
und auch nach Europa gelangen liess. Der Franzose La Condamine lenkte
bereits 1751 die Aufmerksamkeit auf diese merkwürdige Masse, allein erst
von 1820 an wird mehr Gebrauch davon gemacht, indem man durch Zer-
schneiden der Rohblöcke in Tafeln und Fäden und Zusammenlegen der
frischen Schnittflächen, die bekanntlich sofort aneinander kleben. allerlei